Mein Praktikum im Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft vom 23.10. bis 17.11.2017

Im Rahmen meiner Berufsausbildung zur Fachangestellten für Medien-und Informationsdienste absolvierte ich ein vierwöchiges Praktikum im Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft. Das Archiv der DDR-Opposition sammelt, bewahrt und erschließt Materialien zu Opposition und Widerstand gegen die kommunistische Diktatur in der DDR.

An meinem ersten Praktikumstag wurde ich von allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen herzlich empfangen und erhielt eine Führung durch das Archiv, sodass ich einen ersten Überblick über die Räumlichkeiten und die Bestände im Archiv bekam.

In meiner ersten Praktikumswoche war ich im Schriftgutarchiv eingesetzt und befasste mich unter anderem mit den Frauenbewegungen während der DDR-Zeit. Dafür verzeichnete ich Zeitschriften- und Zeitungshefte, die von verschiedenen Frauengruppen herausgegeben worden sind. Des Weiteren habe ich Schriftgut von Sitzungen des Zentralen Runden Tisches gesichtet, geordnet und verzeichnet. Außerdem erhielt ich auch die Möglichkeit, eine Recherche in den Schriftgutbeständen durchzuführen, bei der ich mithilfe von Altsignaturen die entsprechenden Dokumente heraussuchte und anschließend ihre Relevanz für den gegebenen Recherchezweck prüfte.

Besonders positiv ist dabei zu betonen, dass ich stets Zeit bekam, mich auch mit den geschichtlichen Ereignissen auseinanderzusetzen und die Möglichkeit hatte, Informationen zu den Beständen zu sammeln. Dadurch wurden die Inhalte des Schriftguts verständlich und interessant.

In den anschließenden drei Wochen meines Praktikums war ich im Fotoarchiv der Robert-Havemann-Gesellschaft eingesetzt.

Anfangs wurde ich in den Aufbau und in die Struktur der Datenbank AUGIAS eingeführt. Mit dieser Archivsoftware werden die Fotos gemäß internationalen Standards erschlossen. Das Arbeiten mit AUGIAS war für mich persönlich besonders interessant, da ich schon mit anderen Datenbanken während meiner Ausbildung arbeiten konnte und das Arbeiten mit einer mir bis dahin unbekannten Datenbank mein Interesse weckte.

In AUGIAS nahm ich bereits digitalisierte Fotos des Fotografen Rolf Walter auf und verzeichnete sie. Diese Fotos entstanden auf Veranstaltungen der Kirche von Unten und am Kirchentag von Unten. Ich erschloss die Fotos sowohl formal als auch inhaltlich. Bei der formalen Erschließung werden die „formalen“ Merkmale der Fotos erfasst, wie zum Beispiel die Signatur, die Datierung, der Ort, der Fotograf, die Pixelmaße und die Dateigröße. Für die inhaltliche Erschließung war es auch nötig, sich mit den abgebildeten Veranstaltungen und Personen auseinanderzusetzen und mithilfe verschiedener Quellen, wie zum Beispiel der Jugendopposition- Internetseite und Monografien, zu recherchieren, um beispielsweise die Personen auf den Fotos eindeutig identifizieren zu können. Außerdem verfasste ich Texte, die zur Information über das abgebildete Ereignis auf den Fotos dienten.

Des Weiteren digitalisierte ich auch Negative und schnitt diese in Photoshop zu. Ich führte zusätzlich auch Arbeiten zur Bestandssicherung durch, wie das Umbetten von Negativen, Positiven und Kontaktabzügen in archivgerechte Hüllen.

Während meines Praktikums im Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft erhielt ich einen umfangreichen, spannenden und authentischen Eindruck in die Beschaffung, Erschließung, Vermittlung und Aufbewahrung von Archivgut. Das Praktikum diente der Information, der Anschauung und der Vermittlung für die Fachrichtung Archiv typischer Fertigkeiten. Ich konnte zusätzlich viel über die Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik lernen.

Gut gefallen hat mir außerdem das selbstständige Arbeiten, bei dem man dennoch jederzeit die Möglichkeit bekam, Fragen zu stellen. Das freundliche Team von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen war stets bemüht, alle Fragen zu beantworten, einen Einblick in die Ereignisse während der DDR zu geben und Abwechslung in die Arbeiten zu bringen.

Ein Praktikum bei der Robert-Havemann-Gesellschaft empfehle ich sehr gern weiter. Hier bietet sich die ideale Möglichkeit in einer sehr offenen und freundschaftlichen Arbeitsatmosphäre viel über DDR-Opposition und über die Arbeit in einem Archiv zu lernen.

Ich wünsche den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Robert-Havemann-Gesellschaft alles Gute für die Zukunft und bedanke mich, für die Erfahrungen, die ich bei ihnen im Archiv sammeln durfte.

Berlin, den 19. November 2017

Svenja Altmann

(Auszubildende zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der wissenschaftlichen Bibliothek des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur)