Leipzig war nicht nur ein Zentrum der Friedlichen Revolution 1989, sondern mit der ab 1946 halbjährlich stattfindenden Messe auch das Zentrum sozialistischer Konsumkultur. Bis 1990 fanden jährlich jeweils eine Frühjahrs- und eine Herbstmesse statt.
Die SED nutzte die Messe als Ort der ideologischen Selbstdarstellung, westlichen Ausstellern hingegen bot die Messe ein Tor zur osteuropäischen Wirtschaft. Im September 1989 drangen sich bis zu 6.000 Aussteller aus mehr als 100 Ländern auf dem Messegelände. Diese waren aber wenig beeindruckt von der DDR-Leistungsschau. Einige der westdeutschen Industrie- und Handelsreisenden beschwerten sich über katastrophale Unterkünfte, die zerfallene Bausubstanz Leipzigs und beißende Dämpfe der chemischen Industrie, die wie eine Glocke über Leipzig hingen.
Im Pavillon der UdSSR boten die Sowjets den DDR-Bürgern Aufklärung zum Thema Umgestaltung der Volkswirtschaft und verkauften Broschüren unter dem Titel „Perestroika“.
Die Messe wurde mit einem Eröffnungsrundgang durch den Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, Willi Stoph, eröffnet. Ihm folgten unter anderem Horst Sindermann, Präsident der Volkskammer der DDR, Harry Tisch, Vorsitzender des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds (FDGB) und Günter Mittag, Sekretär des Zentralkomitees der SED für Wirtschaftsfragen. Nur einer fehlte: der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker konnte krankheitsbedingt nicht teilnehmen.