06.06.1989 - Versuchte Übergabe eines offenen Briefes vor der chinesischen Botschaft in Berlin-Pankow

Am 6. Juni 1989 versammelten sich  spontan knapp 30 Menschen vor der chinesischen Botschaft in Berlin-Pankow, um ihre Solidarität mit den chinesischen Studenten zu zeigen. Bereits am gemeinsamen Treffpunkt vor einer Pankower Kirche wartete die Staatssicherheit und fotografierte die Kfz-Kennzeichen der Teilnehmer. In kleineren Gruppen zogen die Oppositionellen dann am Nachmittag zur chinesischen Botschaft, wo sie bereits von einer großen Anzahl von Sicherheitskräften erwartet wurden. Da sich die Demonstranten der Botschaft nicht nähern durften, war es ihnen auch nicht möglich eine vorher verfasste Protesterklärung an die Regierung der Volksrepublik China zu überreichen. Diese sollte besser per Post an die chinesische Regierung geschickt werden.

Als sich einige der Oppositionellen demonstrativ auf den Bordstein vor der Botschaft setzten, reagierten die Sicherheitskräfte brutal. Gewaltsam wurde die Protestaktion aufgelöst; 15 Personen wurden abtransportiert und in Gewahrsam genommen. Erst mitten in der Nacht, nach langen Verhören, wurden die letzten Teilnehmer der Protestaktion wieder frei gelassen – alle mit Ordnungsstrafen von bis zu 300 Mark.

Erinnerungsprotokoll zur versuchten Übergabe eines offenen Briefes vor der Botschaft der Volksrepublik China, Seite 1. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/EP/09_22
Erinnerungsprotokoll zur versuchten Übergabe eines offenen Briefes vor der Botschaft der Volksrepublik China, Seite 2. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/EP/09_22