11.09.1989 – „Zusammenrottung!“ – Festnahmen nach dem Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche

Im September 1989 reagiert die Staatsführung zunehmend nervös auf die regelmäßigen Demonstrationen in Leipzig. Nach dem Gottesdienst in der Nikolaikirche am 11. September 1989, an dem über 1.000 Menschen teilnahmen, wurden etwa 100 Personen inhaftiert.

Dabei sei das Vorgehen der Polizei- und Sicherheitskräfte von „Brutalität und Menschenverachtung“ geprägt gewesen, wie in einem offenen Brief des Neuen Forums vom 17. September 1989 nachzulesen ist. Die Mehrheit der Personen sei per Strafbefehl nach §271,1 der „Zusammenrottung“ beschuldigt und zu Geldstrafen zwischen 1.000 und 5.000 Mark verurteilt worden. Das gerade gegründete Neue Forum forderte die sofortige Freilassung aller inhaftierten Bürger vom 11. September 1989 und die Bestrafung der für den Polizeieinsatz Verantwortlichen.

Auch die Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM) reagierte am 14.9.1989 mit einem Protestbrief auf die Geschehnisse nach dem Friedensgebt in der Leipziger Nikolaikirche am 11. September 1989. Die Autoren schreiben, dass nach dem Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche 104 Personen auf brutale Weise festgenommen wurden. Gegen sechs Personen seien Ermittlungsverfahren eingeleitet und Haftbefehle erlassen worden. Auch die Mitglieder der IFM forderten die sofortige Freilassung der Inhaftierten, die Einstellung der Ermittlungsverfahren und die Aufhebung der Strafbefehle.

Offener Brief des Neuen Forums Leipzig vom 17. September 1989. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/NFo/344.
Protestschreiben der Initiative Frieden und Menschenrechte vom 14. September 1989. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/GP/06