12.09.1989 - Gründungsaufruf von „Demokratie Jetzt“: „Aufruf zur Einmischung in eigener Sache“

Teilnehmer einer Demonstration am 24. Oktober 1989 treten für die Bürgerbewegung Demokratie Jetzt ein. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Siegbert Schefke/RHG_Fo_SiSch_02_097-15

Die Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt“ (DJ) ging aus der 1986 gebildeten oppositionellen „Initiative Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung“ hervor. Da die SED die Gründung politischer Vereinigungen als verfassungswidrig ansah und verfolgte, wurde die Vereinigung nicht offiziell angemeldet. Am 12. September 1989 wurde der Gründungsaufruf der Gruppe veröffentlicht und im Januar 1990 die formale Gründung vollzogen. Zu den Initiatoren gehörten Ulrike Poppe, Konrad Weiß und Wolfgang Ullmann.

In ihrem Gründungsaufruf beschreiben sie, dass die Ära des Staatssozialismus zu Ende gehe und es daher einer friedlichen, demokratischen Erneuerung bedürfe. Dabei weisen sie auf die Reformbewegungen in der Sowjetunion, in Ungarn und Polen hin. Sie betonen, dass bei den anstehenden Umgestaltungen der Sozialismus als Alternative zur westlichen Konsumgesellschaft nicht verloren gehen dürfe.

In ihrem Aufruf wünschen sie sich für die künftige Arbeit ein Bündnis aus Christen und kritischen Marxisten. Sie beschreiben darin eine soziale und ökologische Gesellschaft, in der die Freiheit des Einzelnen, die Meinungsfreiheit sowie Rechtsstaatlichkeit gesichert sind.

Die Demokratisierung der DDR war erklärtes Ziel der Vereinigung. Sie beteiligte sich am Zentralen Runden Tisch und nahm in einem Wahlbündnis mit dem Neuen Forum und der Initiative Frieden und Menschenrechte an den Volkskammerwahlen im März 1990 teil.

1991 löste sich DJ auf, um im September mit der Initiative Frieden und Menschenrechte und Teilen des Neuen Forums die Partei Bündnis 90 zu gründen.

Gründungsaufruf der Bürgerbewegung Demokratie Jetzt "Aufruf zur Einmischung in eigener Sache", Seite 1. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/DJ/01
Gründungsaufruf der Bürgerbewegung Demokratie Jetzt "Aufruf zur Einmischung in eigener Sache", Seite 2. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/DJ/01