17.07.1989 - Neonazistische Krawalle in Weimar

In einer Ausgabe des, der Offenen Arbeit der Kirche von Unten zuzuordnenden, Antifa Infoblattes aus dem Jahr 1989, erschien ein Erlebnisbericht zu ausländerfeindlichen Krawallen bei einer Veranstaltung der Freien Deutschen Jugend (FDJ) im Juli 1989 in Weimar.

Nach Ende einer Tanzveranstaltung im Weimarhallenpark flogen aus einer Menge von bis zu 100 einschlägig gekleideter Jugendlicher Steine und Flaschen in Richtung einer kleinen Gruppe dunkelhäutiger Menschen. Begleitet wurden die Wurfgeschosse, laut Erlebnisbericht, durch Rufe wie „Deutschland den Deutschen“, und „Ausländer raus“. Die wenig später eingetroffene Polizei tat nichts gegen die faschistischen Pöbeleien der Jugendlichen.

Berichte über ähnliche Vorkommnisse gab es Ende der 1980er Jahre zu Hauf. Die Reaktion der Staatsgewalt oft die gleiche: Ignoranz, Schweigen, Wegschauen. Da die DDR-Führung sich selbst in offiziellen Verlautbarungen als antifaschistischen Staat bezeichnete, durfte es auch keine Probleme mit Ausländerfeindlichkeit oder Antisemitismus geben, denn die neuen Nationalsozialisten saßen laut Staatsdoktrin hinter dem Antifaschistischen Schutzwall in der Bundesrepublik Deutschland.

Besonders in den 1980er Jahren kam es immer wieder zu Angriffen auf ausländisch aussehende Personen. Gerade Gastarbeiter und Studenten aus den sozialistischen Bruderländern wurden Opfer der rechten Gewalt.

Antifa Infoblatt Ostberlin, Nr. 2, erschienen im September 1989, Cover. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/PS 4/2_2
Antifa Infoblatt Ostberlin, Nr. 2, erschienen im September 1989, Seite 6. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/PS 4/2_4