Am 2. Oktober 1989 riefen Mitglieder des Weißenseer Friedenskreises, der Umwelt-Bibliothek und der Kirche von Unten (KvU) eine Mahnwache in der Ostberliner Gethsemanekirche ins Leben. Ziel war die Freilassung der in den vorherigen Wochen inhaftierten Demonstranten. Auf den Leipziger Montagsdemonstrationen gab es seit Anfang September zahlreiche Festnahmen. In Potsdam gingen die Sicherheitskräfte brutal gegen eine Antifa-Gruppe vor, die sich an der offiziellen Kundgebung zum Internationalen Gedenktag für die Opfer des faschistischen Terrors mit eigenen Plakaten beteiligt hatte. In Berlin wurden drei Oppositionelle inhaftiert. Die Veranstalter der Mahnwache gaben bekannt, dass sie mit ihrer Aktion die Freilassung der Inhaftierten, keine Abschiebung der Betroffenen gegen ihren Willen, die Einstellung der Ermittlungsverfahren und die Aufhebung aller Strafbefehle (Haft- und Geldstrafen) fordern. Mit der Mahnwache wird auch ein Kontakttelefon eingerichtet. Rund um die Uhr tragen die Oppositionsgruppen dort Informationen aus dem ganzen Land zu oppositionellen Aktivitäten und weiteren Verhaftungen zusammen. Tausende kamen zu den allabendlichen Gottesdiensten und unterstützten die Solidaritätsaktionen. Kerzen am Eingangsportal der Kirche dienten als Symbol des friedlichen Protestes. Die Gethsemanekirche wird zum Zentrum des Widerstands und zu einem Brennpunkt der Revolution.