4.10.1989 - „Ein Zeichen des wachsenden Mutes“ – Gemeinsame Erklärung der Bürgerbewegung

Am 4. Oktober 1989 trafen sich Vertreter der neugegründeten Oppositionsgruppen, um über die zukünftigen Möglichkeiten gemeinsamen politischen Handelns zu beraten. Dazu gehörten unter anderem Vertreter der Bürgerbewegung Demokratie Jetzt, des Demokratischen Aufbruchs, der Initiative Frieden und Menschenrechte, der Initiativgruppe zur Gründung einer Sozialdemokratischen Partei in der DDR, des Neuen Forums sowie Vertreter kirchlicher Friedensgruppen. In einer gemeinsamen Erklärung begrüßen die Anwesenden die vielen sich entwickelnden Oppositions-Initiativen als „Zeichen des Aufbruchs und des wachsenden Mutes“. Die Bürgerrechtsgruppen rufen in Ihrer Erklärung die Bevölkerung der DDR auf, an der demokratischen Erneuerung der DDR mitzuwirken. Dabei beriefen sich die Bürgerrechtler auf die Menschenrechtskonventionen der Vereinten Nationen und die KSZE-Schlussakte von Helsinki.

Auf der „Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (KSZE) formulierten die teilnehmenden Staaten 1975 zehn Prinzipien zur Regelung ihrer Beziehungen. Die Bundesrepublik und die DDR hatten daran gleichberechtigt teilgenommen. Die DDR erhoffte sich durch die Unterzeichnung der Schlussakte die offizielle Anerkennung durch die Weltgemeinschaft und auch die Bundesrepublik, musste aber auch die Wahrung der Menschenrechte unterzeichnen. Genauso wie Bürgerrechtsgruppen in anderen osteuropäischen Staaten berief sich auch die DDR-Opposition auf diese Rechte.

Gemeinsame Erklärung der Bürgerrechtsgruppen vom 4. Oktober 1989. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/SDP/01