7. Mai 1989 - Kommunalwahlbetrug

Wahlaufforderung im Lebensmittelgeschäft. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Aram Radomski/RHG_Fo_ARa_02_22-05

Auch in autoritären Diktaturen wie der DDR lassen sich die Machthaber in regelmäßigen Abständen in scheinbar demokratischen Wahlen durch die Bevölkerung ihre Macht bestätigen. Am 7. Mai 1989 waren die DDR-Bürger wieder einmal zum „Zettelfalten“ aufgerufen: Auf einer von der SED abgesegneten Einheitsliste standen die Kandidaten. Dem Wähler waren nur weniger dieser Kandidaten bekannt. Eine Abstimmung über einzelne Wahlvorschläge war nicht möglich. Für die gesamte Liste gab es nur die Unterscheidung zwischen Ja-Stimme, Nein-Stimme und ungültiger Stimme. Eine Ablehnung der Liste wurde nur anerkannt, wenn jeder einzelne der Kandidaten auf der Liste durchgestrichen wurde. Wer die Wahlkabinen nutzte, machte sich verdächtig

Im Vorfeld der Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 wurde Kritik vonseiten der oppositionellen Gruppen laut, die freie, demokratische Wahlen forderten. Die Gruppen organisierten eine unabhängige Wahlkontrolle und informierten dazu im Vorfeld in selbstorganisierten Seminaren und Informationsveranstaltungen.

Einladung des Friedenskreis Weißensee zur Diskussionsveranstaltung in Vorbereitung der Kommunalwahlen am 7.5.1989. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/RG/B 4 8

In Ost-Berlin und anderen Orten organisieren Oppositionsgruppen am Tag der Wahlen eine regelrechte Wahlkontrolle: Zahlreiche Oppositionelle nehmen am 7. Mai 1989 in verschiedenen Teilen der Republik in den Wahllokalen an der öffentlichen Auszählung der Stimmen teil. Sie notieren die Ergebnisse der Stimmenauszählungen und vergleichen diese später mit den im Fernsehen verkündeten offiziellen Verlautbarungen. In Berlin wird noch am Abend der Wahlparty in den Räumen der Kirche von Unten ausgezählt. Die Ergebnisse der nächsten Tage bestätigen: Die Wahl ist gefälscht.

 

 

Handschriftliche Notizen zur Wahlkontrolle am 7. Mai 1989. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fak_0717
Die Kandidaten der "Nationalen Front" stellen sich vor. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Siegbert Schefke/RHG_Fo_SiSch_02_047-16