Ab Juni 1989 erinnerten Demonstranten auf dem Alexanderplatz an jedem siebten Tag eines Monats an die Fälschung der Ergebnisse bei den Kommunalwahlen vom 7. Mai 1989. Im Oktober fielen diese Proteste ausgerechnet auf die Feierlichkeiten zum 40. Gründungsjubiläum der DDR. Auf dem zentralen Alexanderplatz sind Buden und eine Bühne für ein Volksfest aufgebaut, auf dem die Bürger den „glorreichen“ Arbeiter und Bauernstaat feiern sollten. So richtig positive Stimmung will aber nicht aufkommen.
Am Rande des Alexanderplatzes entsteht am frühen Nachmittag plötzlich Tumult: Zivile Einsatzkräfte zerren einen Jugendlichen mit Polizeigriff aus der Menge. Es ertönen Buhrufe und Pfiffe, eine Gruppe, die sich nahe der Weltzeituhr zusammenfindet, skandiert: „Freiheit! Freiheit!“. Dutzende Hände erhoben sich zum Protest. Von dort liefen die Demonstranten in Richtung Palast der Republik, in dem der offizielle Staatsakt mit prominenten geladen Gästen aus der ganzen sozialistischen Welt stattfand.
Die Rufe der Demonstranten nach Reformen waren auch im Inneren des Gebäudes zu hören. Die staatliche Reaktion folgen dann im Schutz der Dunkelheit: Am Abend des 40. Jahrestags gingen die Sicherheitskräfte brutal gegen die Protestierenden vor. Sie prügelten auf die Menschen ein und verhafteten Hunderte Demonstranten. Nach internen Angaben des MfS wurden landesweit 3.456 Menschen festgenommen.
Hunderte Opfer des staatlichen Gewaltausbruchs fassen sich ein Herz und berichten in Gedächtnisprotokollen von brutalen Verhaftungen und Misshandlungen.