9.10.1989 - Zwei Aufrufe zur Besonnenheit

In einem gemeinsamen Aufruf reagierten die Leipziger Oppositionsgruppen auf die gewalttätigen Auseinandersetzungen im Zuge der DDR-weiten Demonstrationen in den ersten Oktober Wochen. Ähnliche Ausschreitungen sollten bei der Montagsdemonstration am 9. Oktober verhindert werden.

Die Oppositionellen appellierten an die Demonstranten, keine Gewalt anzuwenden und die Einsatzkräfte nicht zu provozieren. Stattdessen sollten sie friedvolle und kreative Formen des Protests finden. Die Oppositionsgruppen wandten sich auch an die Einsatzkräfte und baten sie auf den friedlichen Protest nicht mit Gewalt zu reagieren. Unterschrieben ist der Appell mit dem Berühmtgeworden Motto „Wir sind ein Volks!“, womit sich die Oppositionsgruppen an Demonstranten und Sicherheitskräfte wenden und einen Gewaltverzicht fordern.

Ebenfalls am 9. Oktober veröffentlichte eine Gruppe um den Leipziger Gewandhauskapellmeister Kurt Masur und den SED-Kultursekretär Kurt Meyer einen ähnlichen Appell, der als Aufruf zur Besonnenheit bekannt werden sollte und den vier Leipziger Kirchen nach der Andacht am 9. Oktober 1989 verlesen werden sollte. Laut dem Aufruf sei ein friedlicher Dialog ohne Besonnenheit nicht möglich.

 

 

Robert-Havemann-Gesellschaft/NFo/345