"Türchen 10 - Dürfen wir vorstellen: Die Initiative Frieden und Menschenrechte"

Im Januar 1986 wird eine oppositionelle Gruppe gegründet, die sich offensiv dem Thema Menschenrechte zuwendet. Die Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM) argumentiert, dass ein dauerhafter Frieden in Europa nur erreicht werden kann, wenn sich in den Staaten des Ostblocks Demokratien etablieren. Das setzt umfassende politische Reformen in allen kommunistischen Diktaturen voraus. Die IFM unterscheidet sich von anderen Oppositionsgruppen, indem sie auf eine Anbindung an die Kirche und damit auf deren Schutz verzichtet. Mit der Herausgabe der illegalen Zeitschrift grenzfall beugen sich die Redakteure bewusst nicht dem staatlichen Informationsmonopol und berufen sich auf Meinungs- und Pressefreiheit als Grundrechte.

Die Staatssicherheit unterwandert die Gruppe mit Spitzeln. Einige Mitglieder werden verhaftet und aus der DDR ausgewiesen. Trotz des hohen Verfolgungsdrucks ist die IFM weiter aktiv. Ihre Akteure prägen die Revolution von 1989 wesentlich. So sind sie an Gründungsinitiativen mehrerer Bürgerbewegungen und Parteien beteiligt. Die IFM selbst stellt sich offiziell am Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 1989 in der Gethsemanekirche in Berlin vor. In ihrem Vorstellungstext weisen die Verfasser auf den Zusammenhang von Frieden und Menschenrechten hin. Ihr Friedensbegriff umfasst dabei sowohl den Frieden nach außen, also eine Aufhebung der Teilung Europas, als auch den Frieden in der Gesellschaft. Sie nennen zwei große Aufgaben, denen sich die DDR-Gesellschaft stellen muss: die Herstellung von Rechtsstaatlichkeit und die Demokratisierung. Die IFM wird im Februar 1990 eine politische Vereinigung mit fester Mitgliedschaft.

Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/RSch_091
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/RSch_091
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/RSch_091