19.12.2018

Türchen 19 - Mit Raketen, Panzern und Pistolen unter dem Weihnachtsbaum

Obwohl die SED-Regierung in offiziellen Verlautbarungen von der DDR als einem pazifistischen Friedensstaat redete, war die diese streng durchmilitarisiert: an den Schulen herrschte verpflichtender Wehrkundeunterricht, es gab keinen zivilen Wehrersatzdienst und außerdem fanden regelmäßige Demonstrationen militärischer Macht bei Aufmärschen, wie am 1. Mai oder am 7. Oktober, statt. Zudem wurde Kriegsspielzeug produziert, importiert, verkauft und an Weihnachten an Kinder verschenkt.

Der ehemalige MfS-Spion Bruno Winzer kritisiert dies in einem offenen Brief, den er am 18. Dezember 1978 an alle Auslandsbotschaften in der DDR sendete. Darin plädierte er für die Abrüstung der Spielzeugindustrie. Unter den ostdeutschen Weihnachtsbäumen lagen nicht selten Raketen, Panzer, Maschinenpistolen und kleine Bleisoldaten. Er forderte, dass die SED-Regierung die Herstellung und den Import von Kriegsspielzeug verbietet. Stattdessen sollten die Kinder sich lieber Fußbälle schenken lassen und auf den Sportplätzen kämpfen. Seine Ablehnung gegenüber Kriegsspielzeug äußerte Bruno Winzer auch 1978 in einem öffentlichen Protest auf dem Berliner Alexanderplatz.

 

 

Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/HL 157/1
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/HL 157/1,1