Wie der Lenin in die Zitadelle kam

Der Fall der Berliner Mauer war ein prägendes Ereignis für die Menschen in der ehemaligen DDR, in dessen Folge sich auch das Stadtbild Berlins massiv änderte. So sollte auch die imposante Lenin-Statue in Berlin Friedrichshain verschwinden. Die Statue wurde durch Nikolai Tomski, einem Bildhauer und Präsidenten der Akademie der Künste der Sowjetunion, im Auftrag der DDR-Regierung entworfen. Sie sollte die Krönung für den nach sozialistischem Ideal neugestalteten Leninplatz am Berliner Friedrichshain sein. Drei Tage vor Lenins 100. Geburtstag wurde die 19 Meter hohe Statue am 19. April 1970 feierlich eröffnet.

Denkmal auf dem Lenin-Platz im Jahr 1990. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Siegbert Schefke/RHG_Fo_SiSch_03_078-26

Nach dem Fall der Berliner am 9. November 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990, sollte der Legitimitätsanspruch der ehemaligen Herrscher auch optisch aus der Öffentlichkeit verschwinden. So fiel auch der Lenin dem gesellschaftlichen Umbruch anheim.

Protestaktion der Künstlergruppe "Büro für ungewöhnliche Maßnahmen" gegen die Demontage des Lenindenkmals im Oktober 1991. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Gerald Zörner/RHG_Fo_RDA_05818
Protestaktionen gegen den Abriss des Lenin-Denkmals. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Volker Döring/RHG_Fo_VDoe_457

Anfang November 1991 begannen, auf einen Beschluss der Bezirksverordneten Versammlung Berlin-Friedrichshain, die Demontagearbeiten auf dem Berliner Leninplatz, dem heutigen Platz der Vereinten Nationen. Gegen der Abriss des Denkmals regte sich Protest. Die Befürworter und Gegner des Denkmals sahen dessen Abriss wahlweise als bilderstürmerischen Akt der Zerstörung, als eine dringend nötige städtebauliche Modernisierungsmaßnahme oder gar als Vollendung der Friedlichen Revolution. Am 13. November 1991 wurde dann in einem symbolträchtigen Akt der 3,5 Tonnen schwere Kopf entfernt und „schwebte“ an den Stahlseilen eines Kranes von seinem Sockel. Die Arbeiten dauerten, auch auf Grund des Protests, noch bis zum Februar 1992. Seine letzte Ruhe sollte der Friedrichshainer Lenin, zerlegt in 129 Einzelteilen, in einer Sandgrube irgendwo in Brandenburg finden. Dort lag er allerdings nur bis 2016, als die Macher der Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ den Kopf erst bergen ließen und ihn dann in die Spandauer Zitadelle brachten. Dort ist er im Rahmen der Ausstellung nun wieder in der Öffentlichkeit zu bestaunen – zusammen mit anderen ehemaligen „Prominenten“ aus dem Berliner Stadtbild.

Am 13. November 1991 wurde der Kopf der Leninstatue auf dem Berliner Leninplatz entfernt. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Gerald Zörner/RHG_Fo_RDA_01730
Teile des Lenindenkmals werden am 14. November 1991 in einer Sandgrube am Seddinberg eingelagert. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Gerald Zörner/RHG_Fo_RDA_01729