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Nach dem als Aktion „Falle“ bekannt gewordenen Überfall der Staatssicherheit auf die Berliner Umweltbibliothek (UB), ist die Empörung groß: Es ist ein Angriff auf einen der letzten Freiräume für organisiertes, unabhängiges Denken in der DDR. Mit einer Mahnwache in der Zionskirche in Berlin - Prenzlauer Berg setzen sich die Oppositionellen für ihre Inhaftierten Freunde aus der UB ein und protestieren gegen das Eindringen der staatlichen Sicherheitskräfte in die kirchlichen Räume. Sie wollen möglichst öffentlichkeitswirksam in der Kirche ausharren.
Am Morgen des 27. November 1987 bringen Teilnehmer der Mahnwache am Kirchturm der Zionskirche ein weithin sichtbares Transparent an. Darauf fordern sie die Freilassung der inhaftierten Mitglieder der Umwelt-Bibliothek. Die Feuerwehr schreitet, angeleitet durch die Staatssicherheit, zur Tat und entfernt das provozierende Plakat per Drehleiter. Beobachtet werden sie dabei von Kamerateams westdeutscher Fernsehanstalten und von oppositionellen Fotografen.
Die Aktion „Falle“ ist im Nachhinein nicht nur wegen der absurden Demontage des Kirchturmplakats ein Eigentor der Staatssicherheit. Neben der starken Solidarisierung der Anwohner mit den Oppositionellen der Mahnwache hat der Überfall eine weitere Auswirkung, die die DDR-Oberen so sicher nicht geplant haben: die Umweltbibliothek ist nun im ganzen Land bekannt. In Anlehnung an das Berliner Modell werden neue Gruppen an vielen Orten der DDR gegründet, so in Greifswald, Großhennersdorf, Stralsund, Dresden, Zwickau, Jena, Görlitz und Halle.