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Edgar Strobel wurde am 13. Oktober 1928 in Liebenhain in Sachsen geboren. Er begann 1943 seine Lehre als Schornsteinfeger, welche 1945 durch die Einberufung zum Arbeitsdienst und siebenmonatiger Britischer Kriegsgefangenschaft unterbrochen wurde. Er konnte nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft seine Lehre fortsetzen und 1946 erfolgreich beenden. Edgar Strobel übte danach die Tätigkeit des Schornsteinfegers aus. Am 7. Juli 1948 kam es jedoch zur Verhaftung durch die sowjetische Spionageabwehr auf dem Marktplatz in Mittweida. Er wurde in Dresden-Radebeul durch das Sowjetische Militärtribunal zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt. Ihm wurde u.a. Bandenbildung und antisowjetische Propaganda vorgeworfen. Sein Weg führte über Bautzen und das Speziallager Sachsenhausen, weiter nach Moskau und endete in Workuta. Dort leistete Edgar Strobel in den Kohleschächten 6 und 7 Zwangsarbeit bis zum Jahr 1955. Im Zuge der durch Konrad Adenauer verhandelten Freilassung von deutschen Kriegsgefangenen und Zivilinternierten in russischen Lagern, konnte Edgar Strobel die Heimreise über das Sammellager Suchobeswodnoje (bei Gorki) nach Fürstenwalde/Spree (DDR) antreten und wurde am 11. Dezember 1955 schließlich nach über sieben Jahren Gefangenschaft entlassen.
Er hatte in all den Jahren seine Heimat nicht vergessen und so zog es ihn wieder nach Liebenhain und zu seinen Eltern. Seine beiden älteren Brüder waren im Krieg gefallen und seine Eltern waren zutiefst dankbar den jüngsten Sohn wieder bei sich zu haben. Edgar Strobel lebte selbst noch lange in Liebenhain und blieb diesem Ort sein Leben lang tief verbunden.
Nach seiner Rückkehr war er zunächst arbeitslos und fand dann eine Anstellung als Transportarbeiter im VEB Baumwollspinnerei Mittweida. Er lernt in dieser Zeit auch seine spätere Ehefrau Inge kennen. Die beiden heirateten 1957 und haben eine gemeinsame Tochter. Im Jahr 2022 konnten beide ihren 65. Hochzeitstag, somit die Eiserne Hochzeit, zusammen begehen.
Edgar Strobel konnte ab dem Jahr 1961 auch wieder seine Tätigkeit als Schornsteinfeger aufnehmen.
Im Jahr 2013 führte ihn eine Reise mit seiner Familie und anderen Zeitzeugen sowie Angehörigen zurück nach Workuta. In diesem Jahr jährte sich die blutige Niederschlagung des Aufstandes Tausender Zwangsarbeiter in dem Sowjet-Straflager zum 60. Mal. Edgar Strobel war damals selbst dabei. Für ihn und seine Familie war es eine sehr intensive Reise. Den Ort der sein Leben so prägte (noch einmal) zu sehen und zu verstehen.
Edgar Strobel ist nun am 1. Januar 2024 mit 95 Jahren in Mittweida verstorben. Er kann auf ein langes und erfülltes Leben zurückblicken. Wir werden ihn vermissen.
Seine Ehefrau Inge Strobel mit Enkeltochter Anja Roth
Dieser Nachruf wurde zuerst auf der Internetseite der Lagergemeinschaft Workuta/GULag Sowjetunion unter https://www.workuta.de/aktuelles/index.html veröffentlicht.