Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Dirk Vogel

Friedrich Schorlemmer (1944–2024)

Im September 1983 auf dem evangelischen Kirchentag wird im Wittenberger Lutherhof ein Schwert zu einer Pflugschar geschmiedet und damit die Prophezeiung des Propheten Micha, einst "Schwerter zu Pflugscharen" zu machen, symbolträchtig in die Tat umgesetzt. Diese Aktion wird zu einem Meilenstein für die Friedensbewegung in der DDR, für die dieses Bibelwort zum Leitmotiv geworden ist. Und sie bleibt für immer verbunden mit dessen Initiator – dem Wittenberger Theologen Friedrich Schorlemmer.

Schorlemmer war einer der schärfsten Kritiker des DDR-Regimes. Er war unangepasst, verweigerte den Wehrdienst und ließ sich durch staatliche und auch kirchliche Einschüchterungsversuche nicht beirren. Sein konsequenter Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Demokratie endete nicht mit dem Ende der SED-Herrschaft. Er mischte sich ein, übte Kritik, auch an "seiner" Kirche, engagierte sich in der Politik, war als Publizist und Herausgeber tätig. Erst eine schwere Erkrankung zwang ihn 2022, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen.

Am 9. September 2024 ist Friedrich Schorlemmer im Alter von 80 Jahren gestorben. Die Robert-Havemann-Gesellschaft trauert um einen Menschen, der die Utopie, dass Frieden, Gerechtigkeit und ein Leben im Einklang mit der Natur möglich sind, nie aufgegeben hat. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, seinen Freundinnen und Freunden.

"Wenn man nur auf seine wenigen kleinen persönlichen Schritte schaut und resigniert, ist man falsch dran. Man ist Teil einer großen Hoffnungs- und Utopie-Bewegung, dass Gerechtigkeit möglich ist, dass wir in Frieden beisammen wohnen können und dass wir die uns umgebende Natur nicht nur nutzen, sondern auch preisen." – Friedrich Schorlemmer –