© Saša Uhlová, Petr Uhl, beschnitten, CC BY-SA 2.0
Während der Samtenen Revolution fordert ein Demonstrant in Prag die Freilassung Uhls aus der Haft. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Bernd Markowsky/RHG_Fo_BeMa_778

Der tschechische Dissident und Publizist Petr Uhl ist im Alter von 80 Jahren verstorben

Geboren am 8. Oktober 1941 in Prag studierte er dort an der Technischen Hochschule ab 1963 Maschinenbau und arbeitete danach unter anderem als Konstrukteur. 1967 bis 1969 unterstützte er die Studentenbewegung und gründete nach der Zerschlagung des Prager Frühlings 1968 die illegale Bewegung der revolutionären Jugend – Hnutí revoluční mládeže (HRM), die er rückblickend als Diskussionszirkel charakterisierte und der einige Dutzend Mitglieder vor allem aus der studentischen Szene angehörten. Daraufhin wurde Petr Uhl Ende 1969 zusammen mit anderen Mitgliedern der Gruppe verhaftet und nach zwei Jahren Untersuchungshaft 1971 in einem Schauprozess wegen des angeblichen Versuches, die Republik zu stürzen, zu vier weiteren Jahren Haft verurteilt.

Nach der Haftentlassung gehörte Petr Uhl zu den Autoren und Erstunterzeichnern der Charta 77 und war Mitbegründer der gleichnamigen Bürgerrechtsbewegung. Seit Anfang 1978 gab er außerdem die „Informationen über die Charta 77“ – Informace o Chartě 77 (Infoch) heraus.

Kurz darauf gründete Petr Uhl gemeinsam mit Václav Havel und anderen das Komitee zur Verteidigung der zu Unrecht Verfolgten – Výbor na obranu nespravedlivě stíhaných (VONS). Ein Jahr nach der Gründung wurde neben Václav Havel, Jiří Dienstbier und weiteren VONS-Mitgliedern im Mai 1979 auch Petr Uhl unter dem Vorwurf des erneuten Versuches, die Republik zu stürzen, verhaftet und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Die Herausgabe der Infoch übernahm in dieser Zeit seine Frau Anna Šabatová. 1984 wieder aus der Haft entlassen arbeitete Petr Uhl neben seiner Herausgebertätigkeit als Heizer.

In den folgenden Jahren wirkte Petr Uhl vernetzend, indem er Kontakte zwischen den Dissidentenszenen in der Tschechoslowakei (ČSSR), Polen und Ungarn herstellte. Außerdem gehörte er zu den Gründern der Tschechoslowakisch-polnischen Solidarität – Československo-polská solidarita, des Tschechoslowakischen Helsinki-Komitees – Československý helsinský výbor und der Osteuropäische Informationsagentur – Východoevropská informační agentura (VIA). Die VIA war als Gründung mehrerer Journalisten aus Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei und der Sowjetunion die erste unabhängige Presseagentur in der ČSSR.

Im November 1989 wurde Petr Uhl im Zuge der Samtenen Revolution wegen der Verbreitung der Nachricht über den angeblichen Tod eines Studenten während der Proteste am 17. November 1989 für einige Tage ein drittes und letztes Mal inhaftiert. Im Winter 1989/90 war er außerdem Mitglied im Koordinationszentrum des Bürgerforums – Občanské fórum.

In den folgenden Jahren engagierte sich Petr Uhl weiterhin publizistisch und politisch, etwa als Leiter der Tschechoslowakischen Nachrichtenagentur und Kommentator für die Tageszeitung Právo oder als Parlamentarier, Menschenrechtsbeauftragter der tschechischen Regierung und bis 2001 als Angehöriger einer Arbeitsgruppe der UN-Menschenrechtskommission.

Für sein jahrzehntelanges Engagement wurden Petr Uhl verschiedenste Ehrungen aus dem In- und Ausland zu teil. Dazu gehörte die tschechische Verdienstmedaille ersten Grades, die ihm 1998 der tschechischen Präsidenten Václav Havel verlieh, oder 2018 der Opus-Vitae-Preis für sein lebenslanges Eintreten für Menschenrechte und Gerechtigkeit sowie für persönlichen Mut.

Mit ihm geht ein unermüdlicher Kämpfer für Menschen- und Bürgerrechte, eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Dissidentenbewegung in der Tschechoslowakei und derjenigen, die sich gegen die kommunistische Diktatur im östlichen Europa auflehnten.