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Werner Fischer, eine der prägenden Persönlichkeiten während der Friedlichen Revolution, ist verstorben. Bereits 1976 beteiligte er sich am öffentlichen Protest gegen die Biermann-Ausbürgerung. Ab 1981 nahm er an Aktivitäten der unabhängigen Friedensbewegung teil und organisierte literarische Lesungen und politische Diskussionen in seiner Wohnung. Seit 1972 wurde Werner Fischer intensiv durch das Ministerium für Staatssicherheit überwacht und in einer Operativen Personenkontrolle und im Operativen Vorgang „Schieber“ erfasst. 1985 war er Mitbegründer der oppositionellen „Initiative Frieden und Menschenrechte“ (IFM). Dort pflegte er intensive Kontakte zur internationalen Friedensbewegung und zur Opposition in Osteuropa. Als sich die DDR-Staatsmacht Anfang 1988 einiger ihrer schärfsten Kritiker durch Verhaftung und anschließender Abschiebung in den Westen entledigen wollte, gehörte Werner Fischer dazu. Er wurde im Zusammenhang mit der Luxemburg-Liebknecht-Demonstration wegen „landesverräterischer Agententätigkeit“ verhaftet und im Anschluss zusammen mit Bärbel Bohley nach England abgeschoben. Im August 1988 kehrte er zurück nach Ost-Berlin. Ab Oktober 1989 arbeitete er im Kontaktbüro in der Berliner Gethsemane-Kirche mit, wo Informationen zu Demonstrationen, polizeilichen Übergriffen und Verhaftungen gesammelt wurden. Außerdem war er Mitorganisator der unabhängigen Untersuchungskommission zu den Vorfällen Anfang Oktober 1989. Ab 1989 war er einer der drei Sprecher der IFM und deren Vertreter in der Vorbereitungsgruppe des Zentralen Runden Tisches. Im darauffolgenden Jahr wurde Werner Fischer Beauftragter der Regierung Modrow, später des Berliner Magistrats zur Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit. Im Zuge dessen war er von 1991-1992 Leiter der Projektgruppe zur Auflösung des MfS in der Berliner Senatsverwaltung. Sowohl die schriftlichen Zeugnisse seines politischen Handelns als auch sein fotografisches Erbe, in dem er zentrale Ereignisse und Personen der unabhängigen Friedensbewegung festgehalten hat, werden im Archiv der DDR-Opposition verwahrt. Werner Fischer verstarb am 29. November 2023. Er wurde 73 Jahre alt.