Berlin, 15. Juni 2023

Robert-Havemann-Gesellschaft begrüßt Bundestagsbeschluss zur Umsetzung des Forums Opposition und Widerstand (1945-1990)

Anlässlich des 70. Jahrestages des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 hat der Bundestag heute auf Antrag der Regierungsfraktionen SPD, Bündnis 90/DIE GRÜNEN und FDP beschlossen, das "Forum Opposition und Widerstand, 1945 – 1990" (FOW) zügig zu realisieren. Außerdem soll das Forum in die Gedenkstättenkonzeption des Bundes aufgenommen werden.

Die Robert-Havemann-Gesellschaft begrüßt den Beschluss des Bundestags. "70 Jahre nach den landesweiten Protesten am 17. Juni 1953 und fast 35 Jahre nach der Friedlichen Revolution, auf die die deutsche Einheit folgte, soll mit dem Forum ein Ort mit bundesweiter und internationaler Ausstrahlung entstehen", erklärt Geschäftsführer Dr. Olaf Weißbach. "Es würdigt zum einen den jahrzehntelangen mutigen Kampf gegen die kommunistische Diktatur als Teil der gesamtdeutschen und gesamteuropäischen Freiheits- und Demokratiegeschichte. Zum anderen bietet das Forum einen Ort der Diskussion und des Austausches über Herausforderungen der Gegenwart, einen Ort gelebter Demokratie, der sich dem Einsatz und der Wertschätzung von Freiheit und Menschenrechten verschrieben hat." Weißbach erklärt weiter: "Die RHG hatte im vergangenen Jahr eine inhaltliche und bauliche Machbarkeitsstudie vorgelegt, die das Forum auf dem Campus für Demokratie in Berlin verortet. Wir haben damit einen guten Grundstein gelegt und freuen uns nun zusammen mit Partnerinnen und Partnern aus Bund und Land sowie zivilgesellschaftlichen Initiativen auf die Umsetzung des Projektes".

Katrin Budde, Vorsitzende des Kulturausschusses des Deutschen Bundestages, weist auf die Bedeutung eines Forums Opposition und Widerstand für die Aufarbeitung der SED-Diktatur hin: "In der Gedenkstättenlandschaft fehlt ein Ort, wo es ausschließlich um die mutigen Frauen und Männer geht, die in der DDR Widerstand geleistet haben. Widerstand und Opposition war immer mehr als eine Reaktion auf die Repressionen der Staatssicherheit und ein wichtiger Teil für das Gelingen der Friedlichen Revolution. Dies muss sichtbar gemacht werden."

Der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte Frank Ebert betont: "Das Forum wird zeigen, dass Themen, die die Menschen vor Jahrzehnten in Ostdeutschland bewegten, auch heute noch aktuell sind: der Kampf um politische Teilhabe und um Freiheits- und Menschenrechte, der Schutz der Umwelt, die Herstellung sozialer Gerechtigkeit, die Sicherung des Friedens sowie – besonders angesichts aktueller Ost-West-Debatten – die Deutsche Einheit. Ich werde mich für die schnelle Realisierung des FOW, wie es das Land Berlin mit dem Koalitionsvertrag beschlossen hat, einsetzen und bei der Umsetzung gerne mitwirken."

Kontakt:
Dr. Olaf Weißbach
Geschäftsführer
Telefon: +49 30 577 99 80 56
Mail: olaf.weissbach(at)havemann-gesellschaft.de


Die Machbarkeitsstudie
wurde im Auftrag der Robert-Havemann-Gesellschaft e. V. von der VON GROTE GmbH – Ausstellungen, Museen, Innenräume (Projektsteuerung) –, dem Historischen Forschungsinstitut Facts & Files Berlin in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam, dem Architekturbüro ERNST – office for architecture und Jasper Bieger – MBA Management- und Organisationsberatung erarbeitet. Die Kurzfassung der Machbarkeitsstudie finden Sie online unter: https://www.havemann-gesellschaft.de/beitraege/forum-opposition-und-widerstand-1945-1990/

Die Robert-Havemann-Gesellschaft e. V.
wurde im November 1990 von der Bürgerbewegung Neues Forum als politischer Bildungsverein gegründet. Sie dokumentiert die Geschichte und Erfahrungen von Opposition und Widerstand in der kommunistischen Diktatur und vermittelt die Werte der Friedlichen Revolution: Demokratie und Menschenrechte. Mit ihrem Archiv der DDR-Opposition und ihren vielseitigen Erfahrungen im Bereich der Ausstellungs- und Veranstaltungskonzeption sowie ihrer Publikationstätigkeit und Online-Präsenz ist die Robert-Havemann-Gesellschaft ein zentraler Anlaufpunkt in der Aufarbeitungs- und Forschungslandschaft.

Das Archiv der DDR-Opposition
besitzt die umfangreichste Sammlung von Materialien aus dem Bereich Opposition und Widerstand gegen die kommunistische Diktatur in der Zeit ab 1945, deren Aufarbeitung und der Transformation ab 1989. Die Schriftgut- und Fotobestände, die Audio- und Videosammlung sowie Transparente und Objekte belegen eindrucksvoll, dass es Widerspruch und Widerstand in der SBZ/DDR zu allen Zeiten gegeben hat. Die Zeugnisse aus der Gesellschaft vermitteln eine wichtige Gegenperspektive zu staatlichen Überlieferungen. Die Bestände des Archivs der DDR-Opposition wurden 2017 in die Liste des national wertvollen Kulturgutes der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen.