Bestand Umwelt-Bibliothek/Redaktion telegraph

Die im September 1986 im Gemeindehaus der Zionskirche im Berliner Stadtbezirk Mitte eingerichtete Umwelt-Bibliothek gab wenige Tage später die als interne Mitteilungen gedachte Informationsschrift „Die Umwelt-Bibliothek” in einer Auflage von ca. 150 Stück heraus. Im April wird die Zeitschrift in „Umweltblätter” umbenannt, die wegen der steigenden Nachfrage im Wachsmatrizen-Verfahren in einer höheren Auflage vervielfältigt werden konnte. Die Umweltblätter erschienen alle ein bis zwei Monate und behandelten Themen, die in den staatlichen Medien nicht oder nur ideologisch verdreht vorkamen. Dazu gehörten der Umweltschutz, die Verletzung von Menschen- und Bürgerrechten, die Friedensbewegung im eigenen Land sowie andere systemkritische Positionen. Darüber hinaus wurde ausführlich über die Aktivitäten der Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen und deren Konflikte mit Staat und Kirche informiert. Somit trug das Blatt wesentlich dazu bei, dass sich die DDR-Opposition stärker untereinander vernetzen konnte. Durch eine Razzia des Ministeriums für Staatssicherheit im September 1987, bei der mehrere Mitarbeiter verhaftet wurden, erlangte die Umwelt-Bibliothek DDR-weite und auch internationale Aufmerksamkeit. Aufgrund der Solidaritätsbekundungen und des internationalen Drucks wurden die Inhaftierten wenig später freigelassen. Unter den Schriften der DDR-Opposition waren die Umweltblätter, die schließlich monatlich erscheinen, mit Abstand am weitesten verbreitet. Bis zum September 1989 erscheinen insgesamt 32 Ausgaben. Da die Ereignisse sich im Herbst 1989 überschlugen, reichte eine lediglich monatlich erscheinende Zeitschrift nicht mehr aus. Die Redaktion reagierte am 10. Oktober 1989 mit der Herausgabe des ersten „telegraph”, dem Nachfolgeblatt der Umweltblätter. Mit der Umbenennung wollten die Untergrundredakteure den neuen, aktuellen Charakter der Publikation deutlich machen. Die zweite Ausgabe erscheint schon einen Tag später, die dritte am 15. Oktober, jeweils in einer Auflage von mehreren tausend Exemplaren. Für die Zeit bis zum Dezember 1989 war der „telegraph” das einzige unabhängige Medium in der DDR, das über die Friedliche Revolution berichtete.

Der Bildbestand aus den Redaktionsarchiven mit seinen knapp 2.000 Fotos ist bislang noch nicht erschlossen.





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