Um eine Vertretung am Zentralen Runden Tisch zu garantieren, der am 7. Dezember 1989 erstmals zusammentrat, verabschiedeten vier Tage vorher Teilnehmerinnen eines Frauenkongresses in der Berliner Volksbühne das ‚Manifest für eine autonome Frauenbewegung’ und riefen den Unabhängigen Frauenverband (UFV) als politische Vereinigung und Interessenvertretung ins Leben. Der UFV verstand sich als organisatorisches Sammelbecken der staatsunabhängigen Frauenbewegung in der DDR und ging auf ältere Gruppierungen aus den 1980er Jahren zurück, wie etwa ‚Frauen für den Frieden‘. Die Vertreterinnen des UFV konstatierten, dass in der Umbruchphase des Herbst 1989 die Interessen von Frauen eine untergeordnete Rolle spielten und befürchteten zum einen eine weitere Verschlechterung ihrer sozialen Lage sowie ihre erneute Ausgrenzung bei den anstehenden wichtigen politischen und ökonomischen Entscheidungen. Nach der offiziellen Vereinsgründung Mitte Februar 1990 schloss man im Vorfeld der Volkskammerwahl am 18. März ein Wahlbündnis mit der Grünen Partei und bekam acht Sitze im ersten frei gewählte DDR-Parlament. Zur Bundestagswahl im Dezember 1990 beteiligte sich der UFV an einer Listenverbindung unter dem Namen ‚Bündnis 90/Grüne – BürgerInnenbewegung’. Ende September 1991 beschloss der 3. außerordentliche UFV-Kongress, dass der Unabhängige Frauenverband zukünftig nicht mehr als politische Vereinigung, sondern als eingetragener Verein weiterarbeiten sollte. Im Juni 1998 löste sich der Verband auf, obwohl auf lokaler Ebene noch einzelne UFV-Gruppen existieren.
Der Bestand des UFV setzt sich aus verschiedenen vom Archiv übernommen Teilbeständen zusammen. Aus dem ehemaligen Archiv GrauZone mit seinen Sammlungen zur unabhängigen Frauenbewegung in der DDR konnte die zentrale Überlieferung aus dem UFV-Bundesbüro sowie die mehrerer Landesbüros übernommen werden. Zudem befinden sich in diesem Bestand Überlieferungen einzelner Frauen, die im Unabhängigen Frauenverband aktiv waren und etwa als Mandatsträgerinnen an Runden Tischen und in unterschiedlichen parlamentarischen Gremien vertreten waren. Darüber hinaus enthält dieser Bestand eine Sammlung von Veröffentlichungen und Broschüren aus dem Archiv der DDR-Opposition.
Die Unterlagen aus dem Bundesbüro und einzelner Länderbüros des Unabhängigen Frauenverbandes (UFV) sind die umfangreichste Überlieferung des ehemaligen Archivs GrauZone. Diese dokumentiert die Tätigkeit des UFV von seiner Gründung 1989 bis zur Auflösung 1998.
Dieser Bestand stammt aus dem ehemaligen Matthias-Domaschk-Archiv, welches im Archiv der DDR-Opposition aufgegangen ist. Er beinhaltet u. a. Positionspapiere, Broschüren und diverse Veröffentlichungen.
Birgit Garling war Bundessprecherin des UFV für Mecklenburg-Vorpommern sowie Mitglied des Landeskoordinierungsrates und Bundeskoordinierungsrates. Im Jahre 1995 war sie im Vorstand des Unabhängigen Frauenverbandes.
Die Außenhandels-Ökonomin Ellen Gieseking wurde nach Gründung des Unabhängigen Frauenverbandes Sprecherin des Berliner Landesverbandes und war als Geschäftsführerin im Landesbüro Berlin tätig.
Die Sammlung von Anne Hampele-Ulrich, die im Jahre 1996 ihre Dissertation an der Freien Universität Berlin über den Unabhängigen Frauenverband vorlegte, enthält Arbeitsmaterialien für ihre UFV-Forschungen.
In der Sammlung der UFV-Mitbegründerin Christiane Schindler, die von 1990-1991 Sprecherin des Unabhängigen Frauenverbandes war, finden sich Überlieferungen aus ihrer politischen Tätigkeit im Verband von 1989 bis 1998.
Die Sammlung von Gabi Zekina, die im November 1989 zu den Mitbegründerinnen der ‚Lila Offensive’ gehörte, deren Vertreterinnen maßgeblich die Grüdung des UFV initiierten, enthält Unterlagen aus ihrer politischen Tätigkeit im Unabhängigen Frauenverband.
In der Sammlung Marion Ziegler, die seit den 1980er in der frauenpolitischen Arbeit tätig ist und in Leipzig zu den Aktivposten des Unabhängigen Frauenverbandes zählte, finden sich Unterlagen aus ihrer UFV-Tätigkeit am Runden Tisch Leipzig und in der Stadtverordnetenversammlung sowie Material des Neuen Forums Sachsen.
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Archiv der DDR-Opposition
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