Informieren und Mitmachen im Ausstellungsbereich

Gleich im Foyer empfängt ein Zeitstrahl die Gäste und führt sie in das Haus hinein. Er greift bedeutsame politische, wirtschaftliche und kulturelle Ereignisse der deutschen, europäischen und internationalen Zeitgeschichte auf. Auf diese Weise hilft er, die Geschichte von Opposition und Widerstand gegen die kommunistische Herrschaft diachron und synchron einzuordnen. Die Dauerausstellung konzentriert sich auf die Zeit der Teilung Deutschlands und Europas. Auf gut verständliche und anschauliche Weise vermittelt sie verschiedene Facetten der Geschichte des Aufbegehrens gegen das SED-Regime, sodass die Gäste sie in kurzer Zeit und ohne viel Vorwissen erfassen können. Gleichzeitig werden die Besucher:innen dazu eingeladen, sich mit einzelnen Themenbereichen ausführlicher zu befassen. Partizipativ angelegte Wechselausstellungen ergänzen und vertiefen die Themen der Dauerausstellung und greifen aktuelle Debatten dazu auf. Darüber hinaus werden Wanderausstellungen auf die Reise geschickt, die Kurzfassungen der Forums-Präsentationen enthalten, aber auch je nach Region Spezifika thematisieren können.

Die Dauerausstellung

Die Ausstellung zeigt hochwertig in Szene gesetzte Originalobjekte und eröffnet neue Perspektiven mit Hilfe medialer Inszenierungen und Elementen der Augmented und der Virtual Reality. Dabei stellt sie zugleich aktuelle Forschungsfragen zur Geschichte von Opposition und Widerstand zur Diskussion. Sie ermöglicht den Besucher:innen, sich anhand ausgewählter Dokumente, Objekte oder Audio- und Videobeiträge selbst eine Meinung zu bilden. An zahlreichen im Forum verteilten Stationen lernen junge Besucher:innen spielerisch, mit wichtigen Grundprinzipien der Demokratie umzugehen: Zuhören, abwägen, antworten, sich informieren, äußern, engagieren sind unabdingbare Bausteine des demokratischen Zusammenlebens. Der mehrsprachig angelegte Medienguide ermöglicht einen hochgradig individualisierten und auf die verschiedenen Gäste abgestimmten Zugang. Er bietet auch die Möglichkeit, unterschiedliche Erfahrungshorizonte und thematische Interessen zu berücksichtigen.

Die Themen der Dauerausstellung

Die Dauerausstellung präsentiert sechs zentrale Themenbereiche, die Menschen in der SBZ und der DDR zu oppositionellem oder widerständigem Handeln motivierten. Ausgewählte Original-Objekte und Slogans der Protagonist:innen machen am Eingang eines jeden Moduls auf die folgenden Inhalte neugierig. Dieser konzeptionelle Ansatz rückt Motivationen und Ziele der historischen Akteur:innen, ihre Handlungsformen und ihre Biografien in den Vordergrund. Zugleich erlaubt die Wahl von Themenschwerpunkten wie Freiheits- und Menschenrechte, Frieden oder Umweltschutz ein Anknüpfen an gegenwärtige sowie zeitlich und räumlich übergreifende Debatten. Auf diese Weise verleiht die inhaltliche Ausrichtung der Dauerausstellung dem Forum auch langfristig Aktualität und Relevanz. Die thematische Gliederung ermöglicht es, Formen von Opposition und Widerstand in ihrer Vielfalt und teilweise auch ambivalenten Breite darzustellen. Zugleich wird die Kontingenz von Geschichte betont: Es gab keinen vorgezeichneten Weg in der Geschichte von 1945 bis 1990. Damit fördert der Aufbau auch einen explorativen, selbstbestimmten Weg durch die Ausstellung. Der Ansatz des Forums, vielfältige individuelle Erlebnisse und Ereignisse zu zeigen, bietet den Gästen verschiedenste Anknüpfungspunkte, macht Wissenschaft als Prozess transparent und regt einen Dialog mit den Besucher:innen an.

„Demokratie - Jetzt oder nie!“
Politische und gesellschaftliche Teilhabe

In der SBZ und der DDR gab es vielfältige Versuche, den Aufbau und die Konsolidierung der kommunistischen Diktatur zu verhindern, sie zu reformieren oder zu demokratisieren. Ebenso facettenreich waren die damit verbundenen Zielvorstellungen: Sie reichten vom anfänglichen Widerstand verschiedener Politiker:innen gegen die Vormachtstellung der SED über Ideen für einen demokratischen Sozialismus bis hin zu an das westliche Verständnis angelehnten Demokratievorstellungen. Die wichtigsten Marksteine sind der Volksaufstand im Juni 1953 und die Friedliche Revolution 1989/90, als Hunderttausende Menschen gegen die SED-Diktatur und für freie Wahlen auf die Straße gingen und protestierten.

Die Mauer muss weg!
Die Deutsche Frage

Die Herauslösung aus der sowjetischen Vorherrschaft und ein selbstbestimmter gesamtdeutscher Weg – das waren zentrale Anliegen oppositionellen und widerständigen Handelns in der SBZ und der frühen DDR. Doch nach dem Mauerbau 1961 erschien eine deutsche Wiedervereinigung oder gar eine Überwindung der Teilung Europas zunehmend unrealistisch. In der Folge versuchte eine große Anzahl von Menschen, durch Ausreise oder Flucht die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten zu überwinden. Diese "Abstimmung mit den Füßen" trug zur Destabilisierung der SED-Herrschaft bei. Im Winter 1989/90 ertönte auf den Massendemonstrationen in der DDR immer häufiger der Ruf: "Wir sind ein Volk". Bei den ersten freien Wahlen, im März 1990, stimmte die Mehrheit der DDR-Bürger:innen für jene Parteien, die sich für eine rasche Einheit beider deutscher Staaten aussprachen.

Entrüstet Euch
Für Frieden und gegen Militarisierung

Vielfältige oppositionelle und widerständige Handlungen richteten sich gegen die Militarisierung der DDR-Gesellschaft. Denn sie widersprach auch der offiziellen Selbstdarstellung der DDR als Friedensstaat. Das SED-Regime rechtfertigte ihre Politik mit der Frontlage der DDR im Kalten Krieg, wollte aber zugleich die eigene Herrschaft nach innen absichern. Protest regte sich zudem gegen die militärische Niederschlagung von Aufständen in Ungarn 1956 und des Prager Frühlings 1968. Als um 1980 in vielen Ländern der Welt eine Friedensbewegung entstand, die breite gesellschaftliche Unterstützung fand und sich gegen eine atomare Nachrüstung aussprach, gründeten sich auch in der DDR unabhängige Friedensgruppen.

„Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden“
Freiheitsrechte

Viele Menschen in der SBZ und der DDR setzten sich für die Verwirklichung von Freiheitsrechten ein – für die Presse- oder die Religionsfreiheit, für die Freiheit der Kunst, den Schutz der Persönlichkeit gegenüber dem Staat oder die Möglichkeit zur selbstbestimmten Entfaltung. Manche erstritten sich Freiräume, indem sie ihren Glauben praktizierten, andere forderten die SED mit kritischer Musik, Kunst oder Literatur heraus. Als das kommunistische Regime seine Macht verlor, engagierten sich Menschen dafür, staatlich begangenes Unrecht aufzuarbeiten und besetzten v. a. im Winter 1989/90 mehrere Gebäude der Staatssicherheit.

Unsere Zukunft hat schon begonnen
Umweltschutz

Seit den 1970er-Jahren gewann der Umweltschutz als politisches Thema international an Relevanz. In der DDR bereiteten die verseuchten Flüsse und Seen, der Braunkohle-Smog oder die sterbenden Wälder vielen Menschen Sorge. Doch das SED-Regime leugnete die Probleme. Als auch die Folgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 verschleiert wurden, wuchs der Protest. Unabhängige Gruppen versuchten, über die Missstände aufzuklären. Manche Gruppen wie die Berliner Umwelt-Bibliothek widmeten sich über den Naturschutz hinaus auch anderen politischen Themen. In illegal gedruckten Zeitschriften informierten sie z. B. über die Fälschung der Wahlen. Mit ihrem Engagement trugen sie zum Autoritätsverfall des SED-Regimes bei.

Privilegien für Alle!
Soziale Gerechtigkeit

Im Staatssozialismus konnten Hinweise auf soziale Ungleichheit besondere politische Sprengkraft entfalten. Die Politbürokratie zeigte ihre Privilegien zwar nicht offen und besänftigte die Arbeiterschaft mit sozialen Wohltaten, unterband jedoch zugleich jegliche kollektive Handlungsmacht der Belegschaften in den Betrieben. Seit Mitte der 1980er-Jahre erreichte die Kritik an der Preispolitik, der Sonderversorgung für Funktionärsfamilien und dem ungleichen Zugang zu Westgeld und Westwaren eine die SED-Führung alarmierende Tonlage in der Bevölkerung. Auch die Behauptung des Regimes, die "Frauenfrage" durch gesetzliche Regelungen und eine berufliche Gleichstellung gelöst zu haben, wurde zunehmend hinterfragt und unabhängige Frauengruppen wurden aktiv.