27.06.2018

"Hände für den Frieden" - Die erste Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Erlöserkirche

Informationstafeln bei der Friedenswerkstatt 1982 in der Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_074
Gerd Poppe bei der ersten Friedenswerkstatt 1982 in der Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_084
Diskussionrunde bei der ersten Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Erlöserkirche. In der Bildmitte, mit weißem Hemd, der Schriftsteller Stefan Heym. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_113
Diskussionrunde bei der ersten Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Erlöserkirche. In der Bildmitte, der westdeutsche Schriftsteller Horst-Eberhard Richter. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_116
Erste Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Ostberliner Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_127
Erste Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Ostberliner Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_128
Informationsstände bei der Friedenswerkstatt 1982 in der Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_132
Informationsstände bei der Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_135
Rainer Eppelmann bei der Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_138
Der Schriftsteller und Naturschützer Reimar Gilsenbach bei der ersten Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_150
Informationstafeln bei der Friedenswerkstatt 1982 in der Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_155
Erste Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Ostberliner Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_158
Erste Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Ostberliner Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_160
Erste Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Ostberliner Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_161
Erste Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Ostberliner Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_172
Erste Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Ostberliner Erlöserkirche. ©Robert-Havemann-Gesellschaft/RHG_Fo_WF_173

Die Friedenswerkstätten wachsen auf dem Boden einer Vielfalt von Initiativen, Diskussionskreisen und Aktionen, die sich seit dem Ende der siebziger Jahre in der DDR entfaltet haben. Sie richten sich gegen die militärische Aufrüstung ebenso wie gegen die innere Zurichtung der Gesellschaft auf die Bedürfnisse eines Krieges. Während der einzige legale Jugendverband in der DDR, die FDJ, unter dem Motto „Gegen Nato-Waffen Frieden schaffen“ die Militarisierung im Lande vorantreibt, und an den Schulen das obligatorische Unterrichtsfach Wehrerziehung eingeführt wird, fordern Friedensgruppen eine Erziehung zum Frieden. Keine dieser Initiativen verfügt über organisatorische Bedingungen, die wesentlich über die christlichen Gemeinden, in denen sie wirken, hinausreichen. Oft wissen sie nichts oder kaum etwas von dem, was andere Friedenskreise unternehmen. Doch die Vielzahl der Initiativen sucht das Gespräch, die Öffentlichkeit auch in der Gesellschaft der DDR, die außerhalb der Kirchen keiner politischen Initiative Raum lässt. Ein republikoffenes Treffen wie die Friedenswerkstatt, auf dem sich die Gruppen vorstellen können, miteinander in Kontakt treten, diskutieren und gemeinsame Aktionen beraten, stellt einen gewaltigen Schritt für die Entwicklung unabhängiger politischer Kräfte in der DDR dar.

Mit der ersten Friedenswerkstatt am 27. Juni 1982 in der Erlöserkirche in Berlin-Lichtenberg findet erstmals eine DDR-weite Veranstaltung statt, die gemeinsam von Friedensinitiativen und der Leitung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg organisiert wird. Ein Lenkungsausschuss bereitet das Ereignis innerhalb von sechs Wochen vor und verbreitet es unter den Berliner Basisgruppen. Das Treffen ist geprägt durch etwa 3.000 überwiegend junge Teilnehmer aus den Friedensgruppen. Zugleich beteiligen sich prominente Kirchenleute wie Altbischoff Albrecht Schönherr, kritische Autoren aus der DDR wie Stefan Heym und Reimar Gilsenbach und aus der Bundesrepublik wie Horst-Eberhard Richter. Durch die Beteiligung Botschaftsangehöriger und Journalisten westlicher Staaten findet die Friedenswerkstatt internationale Beachtung. Das Programm reicht von einem einleitenden Gottesdienst über eine von Stadtjugendpfarrer Martin-Michael Passauer moderierte Podiumsdiskussion, Lesungen bekannter und unbekannter Autoren bis zu Konzerten von Musikern und Liedermachern wie z. B. Gerhard Schöne. Das Entscheidende aber sind die vielfältigen Diskussionen an den Ständen der einzelnen Initiativen oder in den Arbeitsgruppen. Nirgendwo sonst können Menschen in der DDR so frei und zugleich öffentlich politisch diskutieren. Viele spontane Beiträge unterlaufen die staatlicherseits der Kirche abverlangten Kontrollen ebenso wie die teilweise kurzfristig und sehr aktuell hergestellten Präsentationen von Arbeitspositionen an