Wie ein Berliner heimlich den Mauerbau fotografierte

Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Lothar Polzin/RHG_Fo_HAB_13860

Mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 zementierte die DDR-Führung die deutsche Teilung. Quasi über Nacht wurden Schlagbäume installiert und Stacheldraht ausgerollt. Alles sollte schnell gehen und der zwangsläufig folgende Protest der Bevölkerung

unterdrückt werden. Der Altphilologe Lothar Polzin wohnte mit seiner Familie an der Bernauer Straße — in unmittelbarer Nähe der Mauer. Er war erschüttert über die Rücksichtslosigkeit des SED-Regimes, das auf jeden schießen ließ, der die Grenze überqueren wollte. 

Obwohl es verboten war, Bilder von den Grenzanlagen zu machen, fotografierte Polzin versteckt hinter einem Fensterrahmen Anfang September 1961 die provisorischen Grenzbefestigungen, die zu diesem Zeitpunkt noch aus simplen Betonplatten und Metalltoren bestanden. Er beobachtete Sicherheitskräfte, die mit Lautsprecherwagen die Zwangsräumungen der anliegenden Gebäude organisierten und Straßensperren errichteten.

Heimlich entstanden so frühe Aufnahmen der Berliner Mauer, welche die Absurdität eines Grenzregimes dokumentierten, das von einem Tag auf den anderen Familien und Freunde voneinander trennte, Straßenzüge durchschnitt und ein ganzes Land teilte.

Polzins Sohn übergab die Bilder seines Vaters fast 50 Jahre später dem Archiv der DDR-Opposition. Sie gehören zu den seltenen Privataufnahmen aus der DDR, welche die Frühphase des Mauerbaus dokumentieren.

Im Lauf der Jahre wurden die rudimentären Grenzbefestigungen, die Lothar Polzin 1961 fotografierte, zum innerstädtischen Todesstreifen ausgebaut, dem in Berlin mindestens 140 Menschen zum Opfer fielen. An der gesamten innerdeutschen Grenze waren es mehrere Hundert.

Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Lothar Polzin/RHG_Fo_HAB_13857a
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Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Lothar Polzin/RHG_Fo_HAB_13860
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