1949 in Ballenstedt/Harz geboren begann Dietrich Bahß 1967 nach dem Abitur ein Mathematikstudium in Magdeburg. Während des Studiums engagierte sich Dietrich Bahß in der katholischen Studentengemeinde. Nachdem er öffentlich gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Truppen des Warschauer Paktes im August 1986 protestierte, bekam er einen Eintrag in seine Akten und fand nach seinem Studienabschluss 1971 mit Bestnoten keine Anstellung als Mathematiker. Bis 1981 arbeitete er in verschiedenen Betrieben, unterfordert und ohne Perspektiven. In dieser Zeit begann Dietrich Bahß mit der Fotografie. Er besuchte Lehrgänge, wurde Mitglied eines Fotozirkels im Kulturbund und als Fotograf bei der Kirchenzeitung in Magdeburg akkreditiert.
Gemeinsam mit seiner Ehefrau knüpfte er in den 1970er Jahren viele Kontakte zur subkulturellen und alternativen Kunstszene in Magdeburg, Leipzig und Berlin. Diese Kunstszene dokumentierte Dietrich Bahß in den Jahren 1976-1983 umfangreich.
Im Jahre 1981 eröffnete das Ehepaar Bahß ihre private Wohnungsgalerie in Magdeburg. Prominente und unbekannte Künstler konnten hier abseits der staatlichen Kontrolle ausstellen. Dazu gab es regelmäßig Autorenlesungen. Mit dabei waren u.a. Cornelia Schleime, Heiner Müller, Sascha Anderson und A.R. Penck. Die graue und demütige Magdeburger Kulturlandschaft hatte frischen Wind bekommen. Ein Treffpunkt für offene Gespräche, kontroverse Diskussionen zu kulturellen und gesellschaftlichen Themen war entstanden. Der Hunger nach Antworten trieb die zahlreichen Besucher in die Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen.
Bei den staatlichen Stellen hingegen erregten die Aktivitäten der Familie Bahß Misstrauen. Dietrich und Ingrid Bahß hatten nicht damit gerechnet, dass auf ihr Angebot mit einer solchen Überängstlichkeit und Aggressivität reagiert würde.
In den Stasi-Akten heißt es: „Die DDR-Bürger B. Dietrich und B. Ingrid vertreten eine feindlich-politische Grundeinstellung zur sozialistischen Gesellschaftsordnung. Sie organisieren mittels „Ausstellungen” und „Lesungen” sogenannter „Künstler” in ihren Privaträumen politische Untergrundtätigkeit.” Die bittere Folge war, dass die staatlichen Stellen beschlossen, die Galerie Bahß zu liquidieren. Familie Bahß wurde unter Druck gesetzt, einer Ausreise in die Bundesrepublik zuzustimmen, sie mussten das Land verlassen.
Mit der Dokumentation der 14 Ausstellungen in der Wohnung der Familie Bahß zwischen 1981 und 1983 liegt erstmals eine vollständige fotografische Überlieferung einer solchen, auf privater Initiative gegründeten Galerie vor.
Familie Bahß lebt in Köln. Im Mittelpunkt ihres Lebens stehen auch hier die eigenen Fotovorhaben, Literatur, Kunst und Musik.
Die Archivierung des Fotobestandes des Dietrich Bahß wurde aus Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur finanziert.
Fotobestand: Dietrich Bahß
Hinweis:
Hier finden Sie Bilder von Dietrich Bahß in der Onlinedatenbank des Archivs der DDR-Opposition
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