Bürgerbewegung ab 1989 (Mischbestand)

Bei dem Bestand handelt es sich um einen Mischbestand, der sich aus Dokumenten unterschiedlicher Provenienz zusammensetzt. Hinzu kommt, dass die Ursprungsstelle oftmals nicht die abgebende Stelle war. Der Bestand beinhaltet Unterlagen aus der Berliner Umwelt-Bibliothek und von mehreren Privatpersonen, die verschiedenes Schriftgut in das Archiv gaben und bei denen aufgrund des geringen Umfangs und des Fehlens persönlicher Dokumente keine personenbezogenen Bestände gebildet werden konnten. Diese Schriftstücke wurden ihrer Entstehung nach den einzelnen Gruppen, Vereinigungen und Parteien zugeordnet. Von in einzelnen Vereinigungen, bzw. Parteien aktiven Mitgliedern und aus verschiedenen Geschäftsstellen wurde weiteres Schriftgut übernommen. Der Bestand umfasst insgesamt 35 lfd. Aktenmeter und setzt sich aus 11 Teilbeständen zusammen.

Als Findmittel liegt ein detailliertes Verzeichnis der einzelnen Teilbestände in einem Findbuch vor.


Slider Buergerbewegung ab 89

Diese und folgende Seite: September 1989. Gründungsaufruf des Neuen Forums - "Aufbruch 89". Am 9. und 10. September 1989 findet in Grünheide bei Berlin das Gründungstreffen des Neuen Forums statt. Am 19. September 1989 stellen die Gründungsmitglieder beim Ministerium des Innern und in 11 (von 15) Bezirksbehörden der DDR Anträge auf Zulassung des Neuen Forums. In alter Manier gibt die DDR-Nachrichtenagentur ADN am 21. September 1989 bekannt, dass das Neue Forum nicht zugelassen wird. Erst am 18. November wird der Antrag auf Zulassung offiziell entgegengenommen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Organisation bereits zur wichtigsten und größten Bürgerbewegung der friedlichen Revolution herangewachsen. Neben dem Gründungsaufruf sind im Archivbestand Neues Forum Unterschriftenlisten aus allen Bezirken der DDR überliefert. (Seite 1)
(Bestand Neues Forum)
September 1989. Gründungsaufruf des Neuen Forums - "Aufbruch 89" (Seite 2).
(Bestand Neues Forum)
Aufruf vom Verband der Theaterschaffenden zur Demonstration gegen Gewalt und für verfassungsmässige Rechte am 4. November 1989 in Berlin.
(Bestand Bürgerbewegung/Herbst 1989)
3. November 1989, Gemeinsame Erklärung von SDP, Initiative Frieden und Menschenrechte, Demokratie Jetzt, Neues Forum, Vereinigte Linke und Demokratischer Aufbruch mit Forderungen für eine demokratische Umgestaltung von Staat und Gesellschaft in der DDR.
(Bestand Bürgerbewegung/Herbst 1989)
Eine der letzten Bastionen fällt: Nachdem es seit Anfang Dezember 1989 zu Besetzungen von MfS-Bezirks- und Kreisdienststellen gekommen war, ruft das "Neue Forum" zum 15. Januar 1990 zu einer Demonstration vor der MfS-Zentrale in Ost-Berlin auf.
(Bestand Neues Forum)
Cover der ersten Ausgabe der Zeitung "die andere". ©Robert-Havemann-Gesellschaft/DA_1990_01_25_N°01_01

Als Bürgerbewegung gegründet, gehört der Demokratische Aufbruch (DA) in die Reihe der neu entstandenen politischen Vereinigungen des Herbstes 1989. Die führenden Köpfe des DA waren Rainer Eppelmann und Wolfgang Schnur. Auch die politische Tätigkeit Angela Merkels nahm im Demokratischen Aufbruch ihren Anfang.

Der Teilbestand von Demokratie Jetzt spiegelt die Gründungsphase dieser Bürgerbewegung wider und enthält Unterlagen einzelner Gremien, Konferenzen u.a. bis zur Konstituierung der Partei Bündnis 90, in der Demokratie Jetzt als Gesamtorganisation aufgegangen ist. 

Die Grüne Liga gründet sich im November 1989 und gehört in das Spektrum der neu entstandenen Vereinigungen des Herbstes 1989. Als umweltpolitische Initiative war sie an den Runden Tischen vertreten.

Als grüne Ostpartei gegründet, geht die Grüne Partei verschiedene Wahlbündnisse mit den Bürgerbewegungen und später auch mit der bundesdeutschen Partei Die Grünen ein. Im Februar 1990 findet in Halle der 1. Parteitag der Grünen Partei in der DDR statt.

Diese Initiative ist als unabhängige Interessenvertretung der Arbeiter im Herbst 1989 ins Leben gerufen worden und verfolgte das Ziel, eine vom staatstreuen Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) unabhängige Gewerkschaftsbewegung in der DDR zu begründen.

Die Initiative zur Gründung einer Sozialdemokratischen Partei  ging im Sommer 1989 von Martin Gutzeit und Markus Meckel aus. In der Folge entstanden DDR-weit SDP-Regionalgruppen. Mitte Januar 1990 beschloss man die Umbenennung in SPD und im September erfolgte die Vereinigung mit den bundesdeutschen Sozialdemokraten.  

Die VL gründete sich als Zusammenschluss von verschiedenen oppositionellen Linken und kritischen Mitgliedern der SED. Arbeitsgrundlage war der als „Böhlener Plattform“ benannte Aufruf „Für eine Vereinigte Linke in der DDR“ vom 4. September 1989. Die VL verstand sich als „basisdemokratische Bewegung“, nicht als Partei. 

Die Bürgerbewegungen schlossen sich unter dem Namen "Bündnis 90" in einem Wahlbündnis zur Volkskammerwahl 1990 zusammen. Die Gründung der Partei Bündnis 90 erfolgte ein Jahr später; in ihr vereinigten sich Demokratie Jetzt, die Initiative Frieden und Menschenrechte und Teile des Neuen Forums.

Im Herbst 1989 gab es eine Flut von Flugblättern, Aufrufen und Resolutionen von kleineren und kurzlebigen Vereinigungen, Initiativen und Parteien sowie von den alten Parteien und "gewendeten" Institutionen und Verbänden der DDR.

Das Jahr 1990 war für die Bürgerbewegungen und neuen Parteien ein Jahr der Wahlen. Der Wahlmarathon begann mit der Volkskammerwahl im März, es folgten die Kommunal- und Landtagswahlen und die Bundestagswahl im Dezember.

Der zentrale Ort für die Bürgerbewegungen des Herbstes 1989 war das Berliner Haus der Demokratie in der Friedrichstraße. Im Januar 1990 bezogen auf Beschluss des Zentralen Runden Tisches nahezu alle neuen unabhängigen Gruppierungen und Initiativen das Gebäude der ehemaligen SED-Kreisleitung Berlin-Mitte. 




Kontakt

Robert-Havemann-Gesellschaft e.V.
Archiv der DDR-Opposition
Ruschestraße 103, Haus 17
10365 Berlin

Rebecca Hernandez-Garcia
r.garcia(at)havemann-gesellschaft.de

Wegbeschreibung

Öffnungszeiten Archiv

Öffnungszeiten nach Absprache:

Montag, Donnerstag, Freitag 9 bis 16 Uhr
Mittwoch 9 bis 20 Uhr

Termin- oder Nutzungsanfragen richten Sie bitte per Mail oder Telefon an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

Allgemeine Nutzungsbedingungen

> Benutzungsordnung

> Gebührenordnung