Bärbel Bohley


Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Bärbel Bohley am 8. November 1989. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Olaf Opitz/RHG_Fo_OOp_0005

Bärbel Bohley 1989, Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Wal-ter/RHG_Fo_RDA_03510

Bärbel Bohley wurde am 24. Mai 1945 in Berlin als Tochter der Eheleute Anneliese und Fritz Brosius geboren. Die zerstörte Stadt mit den vom Krieg traumatisierten Menschen prägten ihre frühe Kindheit. Der Vater, Elektroingenieur bei der AEG, wurde zur zentralen Figur ihrer Kindertage. Der Forderung seines Arbeitgebers nach einem Umzug in den Westteil der Stadt widersetzte er sich und nahm eine Stellung in einem Ost-Berliner VEB an. Eine spätere Einstellung als Lehrer endete nach einem Jahr, weil er sich weigerte, in die SED einzutreten. Die Sonntage waren Museums- und Ausstellungsbesuchen mit seiner Tochter vorbehalten. In diesem Milieu wuchs Bohley auf und empfand sehr früh den sozialen Unterschied, der ihre Familie von manch anderer in ihrem Umfeld trennte.

Nach dem Abitur begann sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau, arbeitete nach deren Abschluss in verschiedenen Tätigkeiten und ließ sich zur Lehrausbilderin für Industriekaufleute qualifizieren.......mehr


Nachruf der Robert-Havemann-Gesellschaft zum Tod von Bärbel Bohley, 11.09.2010

„Bärbel la rebelle" Unter dieser Überschrift berichtete eine französische Zeitschrift mit dem Namen „Espoir", was Hoffnung heißt, im Oktober 1989 über die Ereignisse in der DDR. Bärbel, die Rebellin, ging voran, wo andere sich fürchteten, war eine Wegbereiterin und Hoffnungsträgerin. Sie war mitreißend und man folgte ihr, war eine Anstifterin und provozierte gern.

Sie hatte große Erwartungen, die manch einer nicht erfüllen konnte oder wollte, war unerbittlich auch gegen sich selbst. Bärbel Bohley war unbequem, manchmal unmöglich. Sie hat ganz wesentlich dazu beitragen, dass Unmögliches möglich wurde.

Genau so werden wir sie in unserer Erinnerung behalten. Gerade ihr Name stand im Herbst 1989 für die Hoffnung auf Veränderung. Journalisten aus aller Welt gaben sich bei der Gründerin des Neuen Forums die Klinke in die Hand. Von überall her erreichten sie Berge von Briefen. Ihre Wohnung in Berlin-Prenzlauer Berg wurde ein Zentrum der Revolution von 1989/90.

Ein Aushängeschild wollte sie nie sein, nicht „Symbolfigur politischer Untergrundtätigkeit", zu der sie in der DDR der 80er Jahre stilisiert worden war, noch „Mutter der Revolution", wie sie in den 90er Jahren in der Medienöffentlichkeit bezeichnet wurde. Einer Vielzahl von Menschen sprach sie 1989 aus dem Herzen und wurde auf einer Welle der Sympathie immer populärer. Anderen nannten ihre öffentlichen Auftritte und Äußerungen politisch naiv und reagierten zunehmend allergisch auf sie. Bärbel Bohley polarisierte allein dadurch, dass sie unangepasst blieb, darauf beharrte, die eigene Meinung ungeschminkt zu vertreten, sich weiter ohne Rücksicht auf politische Lager einzumischen.

Ruhelos in ihrem Engagement war sie auch an der Gründung einer Vielzahl von Vereinen, Stiftungen und Initiativen aktiv beteiligt. Im November 1990 war sie Gründungsmitglied unserer Gesellschaft, die den Namen Robert Havemanns trägt, arbeitete viele Jahre im Vorstand und Beirat des Vereins.

Auch deshalb werden wir uns stets an sie erinnern, vor allem aber werden wir das Andenken an den Menschen Bärbel Bohley, die couragierte Frau und Weggefährtin bewahren. Ihre Stimme, ihr  kritischer Blick und ihr Lachen werden uns fehlen.

Kondolenzbuch der Robert-Havemann-Gesellschaft

Private Internetseite von Bärbel Bohley, die von Irena Kukutz weiter betreut wird.