Praktikumsbericht Jana Hollstein

Ich studiere Neuere Geschichte an der Universität zu Köln und habe von Anfang 1. Oktober 2018 bis 21. Dezember 2018 mein Pflichtpraktikum im Archiv der DDR-Opposition absolviert.

Während meines Praktikums wurde immer darauf geachtet, dass ich eine Vielzahl an Aufgaben erledige, durch die ich einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Opposition, in das Archivmaterial und die Archivarbeit bekomme. Den Großteil der Zeit habe ich mit einer anderen Praktikantin an einer Chronik verbracht, die zum 30-jährigen Jubiläum demnächst online den Verlauf der Friedlichen Revolution nachempfinden wird. Diese Aufgabe stellte sich zwar als größer heraus als gedacht, aber gleichzeitig hatte ich daran großen Spaß und es war ideal, dass das gleich unsere erste Aufgabe war. So hatte ich wirklich die Chance, mich durch den Bestand zu wühlen, die größeren Zusammenhänge zu erkennen und gleichzeitig die kleinen und großen Ereignisse genauer anzusehen, die sonst häufig verloren gehen. Meine Hoffnung ist, dass andere Leute an dieser Chronik später genauso viel Entdeckerfreude haben. In diesem Zusammenhang habe ich auch an einem „Adventskalender“ mitgearbeitet, der auf Social Media geteilt wurde. Dafür habe ich mit großer Freude nach speziell weihnachtliche Archivgüter gesucht. Das war eine ungewöhnliche und spielerische Art mit Quellen umzugehen und hatte mir auch als Historikerin sehr viel Spaß gemacht.

Im Anschluss durfte ich an der Entwicklung eines Schülerprojektes mitarbeiten, bei dem die Schüler ein historisches Ereignis auf Twitter nachvollziehen sollen. Auch das zeigte mir wiederum einen neuen Umgang mit Quellen, der mich sehr inspirierte. Die Mitarbeit an dem Adventskalender und am Schülerprojekt haben mir wirklich das Potential aufgezeigt das Archiven in sozialen Medien offen steht, und auch dass es die unterschiedlichsten Möglichkeiten gibt, mit Quellen zu arbeiten.

Zuletzt war ich an einem Projekt zur Onlinestellung des Materials beschäftigt, und auch wenn das Projekt zum Ende meines Praktikums noch lange nicht fertig ist, freue ich mich schon das Ergebnis zu sehen und halte das Projekt für sehr sinnvoll. Ich kann mir gut vorstellen, dass es helfen wird, das Interesse an dem Archiv zu wecken und die Skrupel abzubauen, die viele Menschen vorm Betreten eines Archivs haben.

Zusätzlich zu meinen Projekten war ich auch ständig eingebunden in den Archivalltag und vor allem in die Nutzerbetreuung, wodurch ich nie das Gefühl hatte, alleine in meinem Büro zu versauern. Ich war in dem Sinne auch sehr dankbar für die Möglichkeit, mit der anderen Praktikantin viel im Team zu arbeiten. Anfangs wurde mir gesagt, dass ich ein Praktikum im Foto-Archiv machen würde, aber tatsächlich hatte es sich so ergeben dass ich in fast alle Bereiche mal reinschnuppern konnte und das Praktikum war dadurch überhaupt nicht einseitig. Die Arbeit selber war spannend, aber hat mich gleichzeitig nicht so sehr in Anspruch genommen dass ich nicht die Zeit gehabt hätte, mir die Quellen selber anzusehen und so mit einem soliden Wissensstand über die Opposition mein Praktikum verlasse. Hier habe ich wirklich das Gefühl gehabt, eine ausgeglichene Darstellung der DDR zu sehen und vor allem auch Aspekte, die ich in Schule und Studium nicht kennen gelernt habe. Auch die Tatsache, dass so viele Zeitzeugen im Archiv arbeiten und jederzeit für Fragen offen waren, hat das ganze Thema noch einmal mehr veranschaulicht.

Überhaupt herrschte unter den Mitarbeitern eine große Kollegialität und das hat es mir sehr leicht gemacht, mich im Archiv wohlzufühlen. Es war offensichtlich, dass alle ein großes Interesse daran hatten, dass wir aus unserem Praktikum wertvolle Erfahrungen ziehen, und von klassischen Praktikantenaufgaben hatte man uns deshalb absichtlich ferngehalten. Zu dieser Atmosphäre trug auch bei, dass wir häufig eingeladen waren, bei Veranstaltungen teilzunehmen, bei denen das Archiv mitgewirkt hatte oder repräsentiert wurde. Wir hatten deshalb unter anderem die Möglichkeit, zum Archivtag zu gehen, und das war ein sehr interessanter Einblick darin, welche Herausforderungen Archive aktuell angehen.

Ein Praktikum bei der Robert-Havemann-Gesellschaft kann ich also wärmstens empfehlen, und ein interessanter, einmaliger Einblick in die Geschichte der Opposition und in die Archiv- und Quellenarbeit sind dabei garantiert!