Praktikumsbericht Sandra Wüstenberg

 

Fachrichtung Information und Dokumentation

Zeitraum 17.06. - 12.07.2013


Mein Praktikum im Fachbereich Information und Dokumentation absolvierte ich im Archiv der DDR Opposition der Robert-Havemann-Gesellschaft. Dies war für mich die perfekte Ergänzung zu den Erfahrungen, die ich während meiner Ausbildung beim BStU bereits mit den MfS-Akten gesammelt hatte. Den einseitigen Blick auf die unabhängige Friedensbewegung in der DDR, den die Akten des MfS vermitteln, konnte ich durch mein Praktikum wesentlich erweitern. Was es wirklich bedeutet, unter den Maßnahmen des MfS zu stehen, mit diesen bewusst zu leben und trotzdem für das einzustehen, an was man glaubt, das kann man nur aus den Aufzeichnungen der Betroffenen erfahren. Da diese Dokumente aus der Situation heraus sehr zeitnah entstanden waren, sind die darin eingefangenen Emotionen auch heute sehr authentisch und vermitteln das Spektrum des damaligen Lebensgefühls sehr viel eindrucksvoller, als im nachhinein entstandene Literatur.

Ich beschäftigte mich vorwiegend mit der Umwelt-Bibliothek-Berlin und dem Thema politischer Samisdat. Meine Aufgabe war es, eine Dokumentation zu erstellen, welche die wichtigsten Veröffentlichungen (im weitesten Sinne, z.B. Aufrufe, Proteste, Eingaben, offene Briefe, wichtige Artikel aus der Samisdat-Zeitschrift „Die Umweltblätter) der Umwelt-Bibliothek widerspiegelt. Diese Übersicht enthält neben kurzen Inhaltsangaben auch die Stelle der Veröffentlichung und die Archivsignatur des Dokuments. Zusätzlich habe ich die Dokumente gescannt, um eine digitale Sammlung dieser Veröffentlichungen zu erstellen, auf die jederzeit ein schneller Zugriff möglich ist. Die Scans wurden von mir weiterverarbeitet, und liegen somit auch als kleineres PDF-Format vor. Andere Aufgaben umfassten kleinere Archiv-Recherchen und Mithilfe bei der Vorbereitung einer Foto-Wanderaustellung (Gesichter der Friedlichen Revolution) zum Abtransport an ihren Ausstellungsort (Magdeburg).

Zum Arbeitseinstieg hatte ich genügend Zeit, um mich mit der Entstehung der Umwelt-Bibliothek und dem Thema Jugendopposition in der DDR vertraut zu machen. Mit sehr freundlicher Unterstützung meiner „Kollegen-auf-Zeit" war ich in der Lage die entsprechenden Dokumente im Archiv zu lokalisieren, diese formal zu erfassen und danach zu digitalisieren. Die Arbeit ging sehr gut von der Hand, obwohl ich durch die Fülle von Informationen und den reichlich vorhandenen Lesestoff ab und an den Faden verlor und mich in einem Buch oder anderem Lesematerial vertieft wiederfand. Dafür war genügend Spielraum und es bereicherte meine Arbeit sehr. Ich bin äußerst zufrieden mit der Wahl meines Praktikums und kann es jedem ans Herz legen, dessen Arbeitsmotivation mehr der menschlichen Perspektive der DDR-Geschichte mit ihrer Vielfalt an ganz persönlichen Schicksalen entspringt und weniger der Liebe zu Jahreszahlen und Formalitäten.


Sandra Wüstenberg
10.07.2013