Die Robert-Havemann-Gesellschaft e. V. wurde am 19. November 1990 in Berlin von dreiundzwanzig Mitgliedern und Sympathisanten des Neuen Forums ins Leben gerufen, dem ersten Beirat gehörten Bärbel Bohley, Katja Havemann und Prof. Dr. Jens Reich an. Der Kreis hatte zuvor vergeblich versucht, eine Stiftung für politische Bildung, Forschung und Dokumentation als gemeinsame Stiftung der Bürgerbewegungen zu gründen.
Die Zielstellung der RHG war von Beginn an, das gesamte Spektrum und die verschiedenen Phasen von Opposition und Widerstand gegen die SED-Diktatur von 1945 bis 1990 zu dokumentieren, zu erforschen und zu vermitteln. Neben der Sammlung und Erschließung von Archivgut, bleibt der wesentliche Schwerpunkt die Öffentlichkeits- und politische Bildungsarbeit mit eigenständigen und differenzierten Beiträgen zur Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit.
Die drei zur Robert-Havemann-Gesellschaft gehörenden Archive sind unabhängig voneinander entstanden.
Im Mai 1992 wurde das Robert-Havemann-Archiv im Hinterhaus Schliemannstr. 23 im Berliner Prenzlauer Berg eingerichtet, zwei Jahre später am 31.05.1994 erfolgte die feierliche Eröffnung für die öffentliche Nutzung. Zu den Gründungsbeständen gehörten u. a. der Nachlaß von Robert Havemann, Materialien vom Neuen Forum und die Videoaufzeichnungen der Beratungen des zentralen Runden Tisches aus dem Nachlaß des Dokumentarfilmers Klaus Freymuth.
Das aus der Berliner Umwelt-Bibliothek hervorgegangene Matthias-Domaschk-Archiv hatte sich 1993 der RHG angeschlossen. Das Archiv war am 7. Januar 1992 als eigenständiger Bestandteil in der Umwelt-Bibliothek Berlin gegründet worden, um das Wirken der DDR-Opposition und deren Bekämpfung durch das Ministerium für Staatssicherheit und anderer Repressionsorgane der DDR im öffentlichen Bewußtsein zu halten. Schwerpunkte und Sammelgebiete des Archivs waren das Schriftgut zu Opposition und widerständigem Verhalten einzelner Personen und Gruppen und die Dokumentation ihrer staatlichen Verfolgung mit Kopien von MfS-Akten aus der Akteneinsicht Betroffener. Grundstock des Archivs bildete die von der Berliner Umwelt-Bibliothek übernommene Text- und Schriftensammlung aus der DDR-Oppositionsbewegung der 1980er Jahre.
Matthias Domaschk - mehr als ein Name.
Im Jahr 2003 übernahm die Robert-Havemann-Gesellschaft das Archiv GrauZone mit seinen Beständen zur ostdeutschen Frauenbewegung. Die persönlichen Archivbestände von in der Frauenbewegung Engagierten, Sammlungen zu verschiedenen Frauengruppen und die Unterlagen des Unabhängigen Frauenverbandes vervollständigten die bereits vorhandenen Bestände.
Die Bestände der Archive ergänzen sich auf nahezu ideale Weise und inzwischen arbeiten sie wie eines. Um die Nutzung zu vereinfachen und Doppelarbeit zu vermeiden, wurden vom Robert-Havemann-Archiv und dem Matthias-Domaschk-Archiv gemeinsame Bestände gebildet. Zusammengefaßt wurden die Bestände der Foto-, Plakat-, Ton- und Videoarchive sowie der Bibliothek.