Mein Praktikum bei der Robert-Havemann-Gesellschaft

Mein Praktikum bei der Robert-Havemann-Gesellschaft hat mir sehr viel Spaß gemacht, denn ich konnte dadurch Einblicke in die Frauenbewegung der DDR erhalten. Ich muss gestehen, dass ich bis dato noch nicht wusste, dass es in der Deutschen Demokratischen Republik überhaupt eine Frauenbewegung gab.

An meinem ersten Tag dem 08.01.2018 stand ich vor der Robert-Havemann-Gesellschaft und war einfach nur aufgeregt. Was passiert, was erwartet mich, wie ist die Atmosphäre und wie sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hier? Ich konnte mich sogleich beruhigen, denn als ich eintrat merkte ich schon, dass ich mich hier wohlfühlen werde und jetzt möchte ich hier nicht mehr weg. Während meines fünfwöchigen Praktikums arbeitete ich in einem kleinen gemütlichen Büro. Zuerst hatte ich Bedenken, dass ich mich hier nicht konzentrieren kann, da ich eher jemand bin, der gerne mit mehreren Personen in einem Raum sitzt. Ich weiß nicht, aber irgendwie kann ich mich da besser konzentrieren. Aber es hat sehr gut geklappt, ich fühlte mich in meinem kleinen Büro direkt wohl und konnte gut arbeiten. Während meines Praktikums arbeite ich mit einem alten DDR-Kassettenrekorder von Sanyo, der mich nie im Stich ließ. Die meisten Tonträger, die ich gehört habe liefen ohne Probleme, dennoch gab es einige, die Schäden hatten oder sogar gar nicht mehr abspielten. Das war schon manchmal ärgerlich, da einen einfach wertvolle Informationen verloren gingen, die man in die Datenblätter der jeweiligen Dokumente hätte einfügen können. Einige Tonbänder wurden aber auch mit Musik oder Hörspielen überspielt.

Meine Arbeit bestand darin mir Tondokumente aus der Frauenbewegung der DDR anzuhören und dann in Word den Tonbändern jeweilig Orte, Deskriptoren und Notizen beizufügen, damit man sie im weiteren Verlauf in die Datenbank Augias einfügen kann. Zudem musste ich mit einer Stoppuhr jedes Tonband stoppen, um deren genaue Länge zu ermitteln. Samira Kenawi hat die Tonbandsammlung zusammengestellt. Durch ihre Interviews mit den verschiedensten Frauen aus der Frauenbewegung, vermittelte sie mir ein Bild von einer recht gut organisierten Frauenbewegung in der ganzen DDR. In den Aufnahmen lernte ich Personen kennen, wie Bärbel Bohley und Karin Dauenheimer und noch viele andere, die sehr gut die Frauenbewegung der DDR beschrieben haben. Zudem erfuhr ich noch, das Feminismus in der DDR-Kirche eine große Rolle spielte, da sich einige Frauengruppen in ihnen trafen und es auch homosexuelle Pastorinnen gab, die von der Kirche geduldet wurden. Erwähnen muss man auch, dass die verschiedenen Frauengruppen von Mitarbeiterinnen der Stasi unterwandert wurden.

In meiner dritten Woche des Praktikums konnte ich einer Mitarbeiterversammlung beiwohnen. Das hat mich sehr gefreut, da ich so einen tieferen Einblick in die Bürokratie und Arbeit der Robert-Havemann-Gesellschaft bekommen konnte. Hier arbeiten nur 12 Mitarbeiter, einige von ihnen sogar ehrenamtlich. Deshalb ist die Robert-Havemann-Gesellschaft auf Praktikanten angewiesen, die den restlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei ihrer Arbeit helfen.

Die Arbeit in der Robert-Havemann Gesellschaft hat mir richtig viel Spaß gemacht, da ich eine andere Seite der DDR kennen lernen konnte. Während meiner Ausbildung im Deutschen Rundfunkarchiv in Potsdam-Babelsberg hörte ich nämlich Tondokumente, die sehr propagandistisch waren. Natürlich lag es daran, dass die SED die Hörfunkbeiträge nach ihrem Willen produzierte. Hier in der Robert-Havemann Gesellschaft bekam ich die Möglichkeit die DDR ohne die Beschönigungen der SED kennenzulernen. Jede/r der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war sehr nett und hat mir jederzeit ihre Hilfe angeboten, wenn ich nicht weiter wusste. Das half mir sehr, mich hier wohl zu fühlen. Ich muss sagen, dass ich sehr traurig bin, dass ich das Praktikum am 09.02.2018 schon beenden muss. Ich würde hier gerne weiterarbeiten und die Frauenbewegung und vieles andere aus der DDR-Opposition besser kennen lernen. Dieses Praktikum ermöglichte mir nämlich eine offenere Sicht auf die DDR zu bekommen. Ich wünsche allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Robert-Havemann-Gesellschaft alles Gute.