Praktikumsbericht

Im Februar und März 2017 habe ich im Rahmen des Masterstudiengangs Religion und Kultur an der Humboldt-Universität zu Berlin ein fünfwöchiges Praktikum in der Robert-Havemann-Gesellschaft absolviert. Ich war dabei im Bereich Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit tätig.

Die Robert-Havemann-Gesellschaft als das bedeutendste Archiv der DDR-Opposition bot sich für ein Praktikum aufgrund meines unabhängig vom Studium bestehenden Interesses für widerständiges Verhalten während aller Phasen der SED-Diktatur an. Hinzu kam die während des Studiums entstandene Beschäftigung mit oppositionellen Bewegungen unter dem Dach der Kirche, weshalb sich die verstärkte Aufmerksamkeit für diesen Themenkomplex leitfadenartig durch das Praktikum gezogen hat. Meine zentrale Aufgabe bestand in der selbstständigen Erarbeitung eines Konzepts für den Facebook-Auftritt der Open-Air-Ausstellung Friedliche Revolution und Mauerfall. So habe ich nach einer Phase der intensiven Auseinandersetzung mit Möglichkeiten der Social-Media-Nutzung für kulturelle Einrichtungen, einen mehrseitigen Vorschlag für eine öffentlichkeitswirksamere Gestaltung des Facebook-Auftritts vorgelegt. Dieser umfasst u.a. eine klare Zielbestimmung sowie Vorschläge zur thematischen Eingrenzung und der Frequenz der Beiträge, zum Layout und zur verstärkten Kommunikation mit den Seitenabonnenten. Anschließend an diese Aufgabe habe ich mittels eingehender Recherchearbeiten eine ausführliche Chronik der DDR-Opposition und der Friedlichen Revolution erstellt. Diese dient als Grundlage, um auf dem Facebook-Auftritt an Jahrestage erinnern zu können, und damit das Profil der Seite als eigenständigen, über die Ausstellung hinausgehenden Akteur zu schärfen, der sich an ein geschichtsinteressiertes Publikum richtet.

Parallel zu der Ausführung dieser beiden größeren Aufgaben habe ich während des Praktikums einen umfassenden Einblick in die Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit der Robert-Havemann-Gesellschaft gewinnen können. Ich durfte an beeindruckenden Zeitzeugengesprächen teilnehmen und an Arbeitsbesprechungen, die mir als sehr besonders in Erinnerung bleiben werden, weil alle Beteiligten hochpräsent und geduldig, in immer wieder neuen Anläufen versucht haben, das Ziel der Besprechung zu erreichen. Des Weiteren habe ich Bildunterschriften für den Internetauftritt der Open-Air-Ausstellung Friedliche Revolution und Mauerfall erstellt und Einladungstexte für Veranstaltungen sowie Beiträge für den Facebook-Auftritt der Open-Air-Ausstellung verfasst. Dabei habe ich die Art und Weise, mit welcher ich in der Ausführung all dieser Tätigkeiten ernst genommen worden bin, als bemerkenswert und ermutigend empfunden.

Darüber hinaus ist die Zeit in der Robert-Havemann-Gesellschaft für mich auch deshalb besonders gewesen, weil ich aufgrund der Recherchearbeiten, die für das fundierte Verfassen der Texte notwendig waren, intensiv in das jeweilige Thema eintauchen durfte. In den Büroräumen der Robert-Havemann-Gesellschaft herrscht eine konzentrierte, konstruktive und freundliche Atmosphäre, in der es mir sowohl leichtgefallen ist, selber fokussiert zu arbeiten, als auch um Ratschläge und Hilfe zu bitten. Das große Engagement der Mitarbeiter_innen für ihre Arbeit ist sehr deutlich spürbar, was viele der Gespräche und Eindrücke des Praktikums unersetzbar macht. Dazu trägt auch die ausgeprägte Bereitschaft der Mitarbeiter_innen bei, sowohl Vergangenes, wie auch Gegenwärtiges kontrovers zu diskutieren und zu reflektieren, Legendenbildungen zu vermeiden und ihr ehrliches Interesse an einer facettenreichen Betrachtung der Vergangenheit.

Jedem, der sich für oppositionelle Bewegungen in der DDR interessiert oder die Art und Weise, mit welcher die Erinnerung an diese für die Gegenwart fruchtbar gemacht werden kann, ist ein Praktikum in der Robert-Havemann-Gesellschaft sehr zu empfehlen.

Berlin, den 31. März 2017

Sarah Knybba (Master Religion und Kultur an der Humboldt-Universität zu Berlin)