Praktikumsbericht Stefanie Falkenberg

Februar bis April 2013

Den ersten inhaltlichen Kontakt zur Arbeit der Robert-Havemann-Gesellschaft (RHG) hatte ich bereits ein Jahr vor dem Beginn meines Praktikums: In meine Magisterarbeit zum Thema „Jenaer Friedensgemeinschaft" band ich Zeitzeugengespräche und Fotografien zum Thema DDR-Opposition mit ein, die die RHG auf der Internetseite jugendopposition.de bereitstellt. Nach dem Studium wollte ich meine Erfahrungen, die ich im Bereich Archiv und Politisch-historische Bildung in Jena sammeln konnte, um die in der Öffentlichkeitsarbeit/ Ausstellung erweitern - gerne in einer anderen Stadt. Ein Praktikum in der RHG in Berlin schien ideal.Ein ausführliches Gespräch mit Olaf Weißbach (Geschäftsführung) und Tom Sello (Öffentlichkeitsarbeit) später, und ich durfte Platz nehmen an meinem neuen Arbeitsplatz.Ich begann mit dem Zusammenstellen eines Pressespiegels zum Tod von Walter Schilling und schrieb einen Lexikon-Eintrag für die Seite jugendopposition.de. Und als Mitglied im E-Mail-Verteiler der RHG stand ich nicht selten vor der Frage: Wie geht man geschickt um mit den vielfältigen Mitteilungen und Meldungen, Anfragen und Auskünften, Klatsch und Gerüchten von interessierten, eiligen, wissensdurstigen oder verärgerten Verfassern? Keine leichte Aufgabe. Weiter wurden sämtliche Belange rund um Produktion und Bewerbung der hauseigenen Plakatausstellung "Wir müssen schreien, sonst hört man uns nicht! Frauenwiderstand in der DDR der 1980er Jahre" für einige Wochen zu „meinem Projekt". Die Ausstellung lag bereits fertig konzipiert und gestalterisch umgesetzt vor mir. Und nun? Ich hatte die Aufgabe mittels Druckausschreibung eine geeignete Druckerei zu finden, die im Rahmen unserer Vorgaben die Ausstellung auf Papier bringt: Druckauftrag- und Vergabe, Andrucktermin, Probedruck und Druckfreigabe, Anfrage an die Minister der Länder auf Mitdruck; Wer konfektioniert, verpackt und versendet schließlich die Plakatsätze an die richtigen Empfänger? Und wie viele Plakatsätze sollen überhaupt gedruckt werden? Schließlich muss auch wirtschaftlich gedacht werden! Ja und wie erfahren die potentiellen Abnehmer überhaupt von unserer neuen Ausstellung? Um es bis in möglichst viele Bildungseinrichtungen, Rathäuser, Kirchen und andere öffentliche Räume zu schaffen, musste die Werbetrommel ordentlich gerührt werden. Die Geschichtsmesse 2013 in Suhl bot sich hervorragend dafür an - fast 300 Multiplikatoren der historisch-politischen Bildungsarbeit kamen dort zusammen, um sich über den neuesten Stand der Forschungen, über Projekte und Vorhaben der Diktaturaufarbeitung zu informieren. Ich durfte mitfahren. Zusammen mit Tom Sello, der rührend darum bemüht war, meine Aufregung zu lindern, stellten wir fachkundigem und interessiertem Publikum im Rahmen eines kleinen Vortrages unsere Plakatausstellung vor. Und plötzlich war ich mittendrin, im geschäftigen Trubel der „Szene". Ein schönes Gefühl. Konkrete Absprachen, regelmäßige Gespräche, auf mich zugeschnittene - und für die Arbeit der RHG dennoch wichtige - Aufgaben wurden mir übertragen. Regelmäßige Gespräche über das weitere Vorgehen und entstandene Fragen, vermittelten mir das Gefühl, nie in der Luft zu hängen oder alleine dazustehen. Als wertvolles Erlebnis empfand ich zudem die Menschen, die die RHG aufsuchten: Der lebhaft-freundliche japanische Reporter, der einen Reiseführer schreiben wollte, die spannende chinesische Delegation der Heinrich Böll Stiftung oder die polnische Filmdrehgruppe - wir hatten eigentlich immer Besuch. Der konzentrierte und intensive Austausch zwischen den Mitarbeitern der RHG und ihren Gästen ließ dann nur wenige Fragen oder Belange offen. Neben all der Arbeit - Spaß hatte ich jeden Tag mit den „Havemännern". Ein herrlicher Schlag von Menschen, die neben ihrer fachlichen Kompetenz, wunderbar witzig und herzlich sind. Und ja, Kaffee gab es viel, sehr viel - aber den kocht jeder für sich und ab und an wurde er mir sogar zusammen mit einem Stück Kuchen an meinem Schreibtisch gebracht. Am Ende meines Praktikums wusste ich, dass ich in diesem Arbeitsgebiet bleiben möchte, dass es das ist, was mir Freude macht. Heute bin ich Volontärin im Bereich Ausstellungsarbeiten. Ein größeres Kompliment kann ich nicht vergeben.

Stefanie K. Falkenberg Magisterstudium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Zeitgeschichte/Germanistische Sprachwissenschaft/Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schwerpunkt: DDR-Opposition/Jenaer Friedensgemeinschaft