Praktikumsbericht Thomas Knop

 

Mein Name ist Thomas Knop und ich studiere im 10. Semester Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. Von August bis Anfang Oktober 2005 habe ich ein Praktikum bei der Robert-Havemann-Gesellschaft absolviert, um meine praktischen Fähigkeiten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit zu erweitern und um eine gute Vorbereitung auf meine Diplomarbeit mit dem Thema: "Die Bedeutung der Friedensbewegung als Teil der politischen Opposition in der DDR" zu bekommen.

Über die Empfehlung eines Dozenten bin ich auf die RHG aufmerksam geworden. Er dozierte zum Thema: "Opposition und Widerstand in der DDR" und verwies uns zu Recherchearbeiten für Hausarbeiten an die RHG. Er tat dies mit den eindringlichen Worten: "Auf diesem Gebiet sind die die Besten!"

So nahm ich Ende 2004 Kontakt zu Tom Sello auf und sandte meine Bewerbungsunterlagen. Kurz darauf lernten wir uns auch bei einem persönlichen Gespräch in den Räumen der RHG in der Schliemannstraße kennen.

Ab August 2005 bestand meine Arbeit bei der RHG darin, sowohl Rundschreiben als auch Informationsmaterialien zu verfassen, Datenbanken anzulegen und Telefon- und Internetrecherchen zu erledigen. Dies geschah zum Teil in ganz konkreten langfristigen Projekten. Das wichtigste war in diesem Zusammenhang das Projekt: "Langzeitsicherung und elektronische Edition des politischen Samisdat in der DDR".

Seit den 80er Jahren hatte sich die Opposition in der DDR auch der Veröffentlichung eigener Texte und Aufrufe in zum Teil regelmäßig erscheinenden Blättern und kleinen Zeitungen bedient. Dies geschah im Untergrund, im sogenannten Selbstverlag oder Samisdat. Diese Arbeit war sehr wichtig, um auch in einem Staat wie der DDR eine Teilöffentlichkeit zu erreichen, die nicht dem Informationsmonopol des Staates unterlag. Entsprechend schwierig und gefährlich war es für die Aktiven in der Opposition die Texte zu drucken und zu verteilen. Da nur staatliche Stellen an Kopiergeräte und Druckmaschinen kamen, blieb meist nur der Weg über die Kirchen, um Texte in größerem Umfang zu vervielfältigen. Leider stand zum Teil nur qualitativ schlechtes Papier zu Verfügung, so dass die in zum Teil privaten Archiven gelagerten Texte auszubleichen beginnen und in wenigen Jahren kaum noch von der Wissenschaft genutzt werden können.

Das oben genannte Projekt hat das Ziel diese Texte elektronisch zu sichern und über das Internet einer breiten Wissenschaftsöffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dabei müssen jedoch auch in diesem Rahmen die Autorenrechte der Verfasser gewahrt werden.

Meine Aufgabe bestand darin, mich zunächst mit dem Thema "DDR-Samisdat" inhaltlich näher zu beschäftigen und dann auch schriftlich und telefonisch mit Zeitzeugen in Verbindung zu treten.

Neben dieser Arbeit standen immer auch weitere kleinere, zum Teil vorbereitende Tätigkeiten für zukünftige Projekte im Bereich Öffentlichkeitsarbeit der RHG an. Dazu mussten Informationsblätter entworfen, Anschreiben verfasst und Ansprechpartner recherchiert werden.

Etwas schwierig ist die Frage zu beantworten, ob sich mein bisheriges Studium positiv auf meine Tätigkeit ausgewirkt hat. Mit Sicherheit waren es meine bisherigen Praktika, die mich mit öffentlicher wie auch wissenschaftlicher Arbeit in Berührung gebracht haben. Meine Seminare zum weiten Themenbereich der DDR-Forschung haben mir einen wichtigen Zugang zum Thema geliefert und ermöglichten einen zügigen Einstieg in die Arbeit der RHG.

Für mein weiteres Studium war das Praktikum in jedem Fall von großer Bedeutung. Ich habe die Arbeit in Archiven ebenso kennen gelernt wie die im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Schon beim Verfassen einer Hausarbeit während meines Praktikums konnte ich auf das umfangreiche Material im Archiv der RHG zugreifen und tue dies auch jetzt noch für die Umsetzung meiner Diplomarbeit.

Dabei kommt noch eine andere wichtige Sache zum Tragen. Kein Praktikant wird mit seinen Aufgaben allein gelassen. Dies widerspräche auch der gesamten Arbeitsauffassung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Robert-Havemann-Gesellschaft. Es herrscht ein enger und vertrauensvoller Kontakt unter allen Kollegen und jeder Praktikant wird relativ schnell Teil dieses Teams.

Wichtig ist die Bereitschaft sich selbst an die Lösung projektbezogener Aufgaben zu vagen und mit etwaigen Problemen selbständig an die Kollegen heranzutreten. Das ist der Preis selbständiger Arbeit: Man kann zeigen was man kann aber es fragt keiner ständig nach, ob es Probleme gibt.

Als Fazit kann ich sagen, dass ein Praktikum bei der Robert-Havemann-Gesellschaft in jedem Fall ein Gewinn ist und eine Bereicherung für das Studium darstellt. Selbstverständlich ist ein enger Kontakt zur RHG Pflicht für jeden, der sich wissenschaftlich mit dem Thema "DDR" beschäftigt.

 

Thomas Knop