Nachlässe/Persönliche Archivbestände

Neben den Schriftgutbeständen mit den Überlieferungen von Gruppen, Initiativen und Vereinigungen der Oppositions- und Bürgerbewegung der DDR sind die persönlichen Archivbestände und Nachlässe von besonderer Bedeutung und Aussagekraft. Von den hier aufgeführten Beständen sind nur einige wenige noch nicht erschlossen. Zu finden sind hier Nachlässe und persönliche Archivbestände von bekannten Persönlichkeiten, wie Robert Havemann, Wolfgang Ullmann, Gerd und Ulrike Poppe, Roland Jahn, Heiko Lietz, Wolfgang Templin, Bärbel Bohley und Marianne Birthler, sowie Bestände von unbekannteren Personen, die oftmals nur einen bis einige wenige Bände bzw. Dokumente enthalten. In ihrer Gesamtheit zeigen diese Bestände ein breites Bild von oppositionellem und widerständigem Handeln in der DDR.

Vorderseite der vorangestellten Karte von Roland Bude v. 14. Oktober 1955 nach der Entlassung aus dem Straflager in Workuta an seinen Sohn und seine Eltern, geschrieben vom Grenzbahnhof Brest.
(Persönlicher Archivbestand Roland Bude)
14. Oktober 1955. Karte von Roland Bude nach der Entlassung aus dem Straflager in Workuta an seinen Sohn und seine Eltern, geschrieben vom Grenzbahnhof Brest.
(Persönlicher Archivbestand Roland Bude)
Am 20. und 21. September 1968 verteilt Bernd Eisenfeld in Halle etwa 100 selbstgefertigte Flugblätter, mit denen er gegen den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die CSSR protestiert. Während dieser Aktion wird er verhaftet. Im Februar 1969 wird er zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt.
(Persönlicher Archivbestand Bernd Eisenfeld)
2. Juni 1972. Kassiber von Lutz-Peter Naumann aus der Untersuchungshaftanstalt des MfS Potsdam an seine Freundin mit Informationen zur bevorstehenden Gerichtsverhandlung. Wegen "staatsfeindlicher Hetze" wird er am 14. Juni 1972 zu vier Jahren Haft verurteilt. Am 6. Oktober 1972 wird er amnestiert und in die Bundesrepublik Deutschland entlassen.
(Nachlaß Lutz Peter Naumann)
Voderseite der vorangestellten Postkarte von Roland Jahn v. 30. April 1983, abgeschickt in Ost-Berlin, an den nach West-Berlin ausgebürgerten Ex-Jenenser Peter Rösch.
30. April 1983, Postkarte, abgeschickt in Ost-Berlin, an den nach West-Berlin ausgebürgerten Ex-Jenenser Peter Rösch. Der kurze Text in der Handschrift von Roland Jahn, der wenig später, im Juni 1983, gewaltsam in den Westen abgeschoben wurde, besteht nur aus zwei Zeilen: "... und im Mai da blüht der Flieder" - Matthias Domaschk liebte weißen Flieder. Es grenzt schon fast an Wunder, daß diese Karte überhaupt die Zensur passierte und von der DDR-Post befördert wurde. Sie war ein Protest gegen das staatliche Verschweigen der Vorgänge in der Geraer Untersuchungshaftanstalt, die Matthias Domaschk ums Leben brachten. Die Textzeilen auf der Karte stammen aus dem Refrain des Liedes "Matz" von Peter Kähler.
(Postkarte: Roland Jahn, Persönlicher Archivbestand Peter Rösch)
Undatiert. Brief der drei "grenzfall"-Redakteure Peter Grimm, Peter Rölle und Reiner Dietrich (IM "Cindy") an Roland Jahn (West-Berlin), in dem sie sich u.a. für die Belieferung mit Farbe und Matrizen bedanken. Nach seiner gewaltsamen Abschiebung im Juni 1983 ist Roland Jahn Unterstützer, Kontaktperson und Stimme der DDR-Opposition in der Bundesrepublik.
(Persönlicher Archivbestand Roland Jahn)
Dokument der Kontakttelefon-Gruppe, die sich nach den Verhaftungen während der Luxemburg/Liebknecht-Demonstration am 17. Januar 1988 in Berlin bildete. Neben Notizen über Telefongespräche wird auch festgehalten, wo Protestaktionen in der DDR organisiert werden. Diese Notizen bringen heute überraschende Erkenntnisse, da die fehlende Öffentlichkeit in der DDR ein Bekanntwerden über das wahre Ausmaß der Solidarität verhindert hatte.
(Persönlicher Archivbestand Marianne Birthler)
September 1989. Gründungsaufruf des Neuen Forums - "Aufbruch 89" mit handschriftlichen Korrekturen von Katrin Eigenfeld.
(Persönlicher Archivbestand Katrin Eigenfeld)

Pahnke, Rudi

Lebensdaten
Geboren 1943 in Berlin; Berufsausbildung zum Feinmechaniker, danach theologische Ausbildung und Studium der Theologie in Ost-Berlin; tätig in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit; 1972-1982 Pfarrer in Berlin-Prenzlauer Berg mit vielfältigen Kontakten zu Dissidenten und oppositionellen Schriftstellern; Beteiligung am „Berliner Appell“ von 1982; zeitweise Sprecher der Berliner Friedenswerkstatt; aktive Mitarbeit an Dokumenten der „Ökumenischen Versammlung von Kirchen und Christen in der DDR zu Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“; 1989 Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Bürgerbewegung Demokratischer Aufbruch (DA),  Dezember: Parteiaustritt nach der Wahl Wolfgang Schnurs zum Parteivorsitzenden und der konservativen Wende des DA; 1990 Leitung des Runden Tisches der Jugend; Mitglied der kirchlichen Initiative „Recht und Versöhnung“; 1992 Studienleiter an der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg, zuständig für Jugendfragen und deutsch-israelischen Jugendaustausch; 2001 Vorsitzender des Vereins „Miphgasch/Begegnung e.V.“, der Brücken zwischen nichtjüdischen und jüdischen Jugendlichen bauen will; Leitung des "Instituts Neue Impulse" der Evangelischen Akademie Berlin; 2010 Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland


Bestand
Laufzeit: 1944-2005
Umfang: 31 Bde.
Findmittel: Findbuch
Signatur: RP
Benutzerbeschränkung: Keine
Inhalt:

  1. Manuskripte, Vorträge, Publikationen und Predigten; Korrespondenz;
  2. Thematische Arbeitsunterlagen/Materialsammlungen:

          Materialien der Friedensbewegung, darunter: Blues-Messen, Friedenswerkstatt und
          Konkret für den Frieden;
          Materialsammlungen zum Verhältnis Kirche - Staat, Kirche - MfS und Kirche - Oppositionelle
          Gruppen
          Unterlagen zur Revolution 1989/90, darunter zur Wahlfälschung bei der Kommunalwahl 1989
          und zum Demokratischen Aufbruch
          Schriftgut der Initiative Recht und Versöhnung
          Dokumentation zur Geschichte und Entwicklung der FDJ
          Thematische Materialsammlungen, u. a. zur Ausreisethematik und zum Prager Frühling

Zu den online recherchierbaren Verzeichnungseinheiten des Bestands

Pannach, Gerulf und Amrei

Lebensdaten

Gerulf Pannach
(geboren 24.6.1948 in Leipzig; gestorben 3.5.1998 in Berlin)
Aufgewachsen in Schkeuditz bei Leipzig; nach dem Abitur und der Ableistung des Wehrdienstes bei der NVA Jurastudium in Halle, abgebrochen; 1969 erster Kontakt mit der „Klaus-Renft-Combo“; 1970-1971 Referent im Kabinett für Kulturarbeit der Stadt Leipzig; 1972 Heirat mit Amrei Pannach; ab 1972 freischaffender Künstler; 1972 auf einem Poetenseminar der FDJ erste Begegnung mit Jürgen Fuchs; 1973 „Renft“ trennt sich von Pannach, dessen Texte in zunehmendem Maße zu Auseinandersetzungen mit staatlichen Stellen führen; 1974 Gemeinsame Auftritte mit Christian Kunert, es folgen Auftrittsverbote bzw. befristete Spielerlaubnisse; 1976 Unterzeichnung der Protesterklärung gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann am 16. November 1976, am 21. November 1976 Verhaftung auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin, zusammen mit Christian Kunert und Jürgen Fuchs, der schon zwei Tage zuvor aus dem Auto des Regimekritikers Professor Robert Havemann heraus verhaftet worden war, in das zentrale Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit in Berlin-Hohenschönhausen gebracht; 26.8.1977 nach neun Monaten Untersuchungshaft gleichzeitig mit Christian Kunert und Jürgen Fuchs ohne Prozess aus dem Gefängnis entlassen, ausgebürgert und nach West-Berlin ausgewiesen; bis 1989 Einreiseverbot in die DDR; 31.10.1977 Konzert von Gerulf Pannach und Christian Kunert in der Akademie der Künste in West-Berlin; ab 1977 Zusammenarbeit mit Christian Kunert, Konzerte, Veröffentlichung mehrerer Schallplatten und CDs, Songs und Musik für Film und Theater, u. a. für „Moll Flanders“ an der Freien Volksbühne Berlin, Musical „Das Totenschiff“ nach dem gleichnamigen Roman von B. Traven, gemeinsame Auftritte mit Wolf Biermann, Betätigung als Textautor und Schauspieler in Film und Theater, 1985/86 Hauptrolle in dem Spielfilm "Vaterland" des britischen Regisseurs Ken Loach; 12. November 1989: Konzert für Berlin in der Berliner Deutschlandhalle, 2. Dezember 1989: Auftritt im Ostberliner Haus der Jungen Talente gemeinsam mit anderen, aus der DDR ausgewiesenen Künstlern; 1993 das Duo Pannach & Kunert trennt sich, beide spielen weiter solo oder mit anderen Musikern; 1996 Pannachs erste Solo-CD erscheint: „York 17“; gestorben am 3. Mai 1998 in Berlin. Der Verdacht, sein Tod sei darauf zurückzuführen, dass ihn das MfS als Häftling radioaktiver Strahlung ausgesetzt habe, konnte bisher nicht bewiesen werden.

Amrei Pannach, Ehefrau
(geboren 24.2.1951 in Leipzig; gestorben 2.4.2019 in Berlin)

Rolf Recknagel, Schwiegervater
(geboren 2.2.1918 in Steinbach-Hallenberg; gestorben 5.4.2006 in Leipzig)
Schriftsteller und Literaturwissenschaftler; nach dem Militärdienst (1939-1944) und englischer Kriegsgefangenschaft (1944-1945) Studium der Sozialwissenschaften und Literatur in Jena (1947-1949) sowie der Gesellschaftswissenschaften in Leipzig (1949-1951), 1951 Abschluss als Diplom-Gesellschaftswissenschaftler; ab 1954 Dozent für ausländische Literatur der Gegenwart an der Fachschule für Bibliothekare in Leipzig; Veröffentlichung zahlreicher Literaturkritiken, Rezensionen und Essays; Bekanntheit über die Grenzen der DDR hinaus durch die Entdeckung, dass es sich bei den Schriftstellern B. Traven und Ret Marut um ein und dieselbe Person handelt; Publikationen von Biographien über B. Traven, Jack London und Oskar Maria Graf; 1970 Heinrich-Heine-Preis; 1973 Promotion; 1977 Kunstpreis der Stadt Leipzig 

Bestand
Laufzeit: 1911-2019
Umfang: 40 Bde.
Findmittel: Initiates file downloadFindbuch
Signatur: Pa
Benutzerbeschränkung: Ein Band mit finanziellen Unterlagen ist gesperrt.

Inhalt:

  1. Persönliche Unterlagen von Amrei und Gerulf Pannach, 1948-2019: Geburts- und Eheurkunde, Sterbeurkunden, Unterlagen von Gerulf Pannach zur künstlerischen Tätigkeit in der DDR, Verträge und Beschluss zur Rehabilitierung, Unterlagen zu Versicherungs-, Wohnungs- und Lizenzangelegenheiten
  2. Texte und Noten, 1971-1984 und undatiert
  3. Korrespondenz, 1968-2019
  4. Publikationen, 1999-2018: Buchpublikation und Artikel über Gerulf Pannach
  5. Unterlagen des Literaturwissenschaftlers und Publizisten Rolf Recknagel, Vater von Amrei Pannach: persönliche Dokumente und Arbeitsunterlagen, Manuskripte und Korrespondenz, u. a. zu seinen Forschungen zu B. Traven

 

 

Plöckinger, Manfred

Lebensdaten

Geb. 1933 in Berlin, aufgewachsen im Prenzlauer Berg; 1953 Arbeiter auf der Großbaustelle Stalinallee, Teilnehmer am Aufstand 16. und 17. Juni 1953, 1954 verhaftet, 1954 wegen „Wirtschaftsverbrechen“ zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt, Entlassung 1956; 1956 Flucht nach West-Berlin; 1957 Mitbegründer der „Vereinigung 17. Juni 1953“; 1963 Eintritt in die CDU, November 1967 Austritt aus der CDU; Dezember 1967 Eintritt in die NPD, 1969 Austritt aus der NPD; 21.4.1970 Eintritt in den Freundeskreis der CSU Deutschland, hier bis Juni 1971 Bundesgeschäftsführer; November 1973 wegen Beteiligung an der vorgetäuschten Entführung von Bertold Rubin zu 2 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt; 1975-1976 Mitglied der Aktionsgemeinschaft Vierte Partei, Austritt 1976; 1982 zum 1. Vorsitzenden der „Vereinigung 17. Juni 1953“ gewählt; 1982-1983 Mitglied im „Arbeitskreis Arbeitsloser Rosenheim“; 1983-1987 Mitglied in der „Aktion für Arbeit und Soziale Verantwortung“; 1990-1992 Vorstandsmitglied im „Dokumentationszentrum zur Aufklärung der SED-Verbrechen“; gestorben 2002, 2005 Überführung der Urne in ein Ehrengrab der Stadt Berlin neben dem Ehrenfeld für die Gefallenen des 17. Juni 1953 auf dem Friedhof Seestraße.

Bestand

Laufzeit: 1957-2003
Umfang: 99 Bde.
Findmittel: Findbuch
Signatur: MPl
Benutzungsbeschränkungen: keine

Inhalt: 

  1. Persönliche Unterlagen: Mitgliedsausweise, Korrespondenz, Manuskripte, Publikationen von und über M. Plöckinger (1963-2003);
  2. Schriftgut zur „Vereinigung 17. Juni 1953“: Geschäftsunterlagen, Protokolle zu Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen, Übersichten zur Mitgliederentwicklung, interne Vorgänge, Unterlagen zu juristischen Auseinandersetzungen, Flugblätter, Erklärungen, Unterschriftensammlungen, Unterlagen zur Betreuung von Flüchtlingen aus der DDR, Korrespondenz (1957-2002);
  3. Materialien weiterer Vereinigungen und Parteien: CDU, NPD, Freundeskreis Franz-Josef Strauß, Aktionsgemeinschaft Vierte Partei, Freundeskreis der CSU, Bund für deutsche Wiedervereinigung, Arbeitskreis Arbeitsloser Rosenheim, Aktion für Arbeit und Soziale Verantwortung, Dokumentationszentrum zur Aufklärung der SED-Verbrechen u.a. (1963-2001);
  4. Thematische Sammlungen: Aufstand des 17. Juni und Rezeption, Protest gegen Kommunismus und Teilung Deutschlands, Deutschlandfrage (1953-2002).

 

 

Poppe, Gerd

Lebensdaten

Geb. am 25.3. 1941 in Rostock; 1958 Abitur; 1959-1964 Physikstudium in Rostock, Abschluss: Diplom Physiker; 1965-1976 Physiker; seit 1968 Engagement in oppositionellen Gruppen, Beginn der Freundschaft mit Robert Havemann und Wolf Biermann, Protest gegen die gewaltsame Niederschlagung des Prager Frühlings, Kontakte zu Rudi Dutschke in West-Berlin; 1975 sechs Monate Bausoldat; 1976 Rücknahme einer Einstellungszusage der Akademie der Wissenschaften wegen seines Protests gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns; 1977-1984 Maschinist in einer Berliner Schwimmhalle; 1980-1983: Organisation von regelmäßigen Lesungen kritischer Autoren in der eigenen Wohnung, Initiierung eines unabhängigen Kinderladens gemeinsam mit seiner Ehefrau Ulrike Poppe; verstärkte Beobachtung durch das MfS; 1980-1989 Auslandsreiseverbot aufgrund seiner Kontakte zu Unterzeichnern der „Charta 77" in der Tschechoslowakei; 1982 kurzfristige Haft; 1984-1989 Ingenieur im Baubüro des Diakonischen Werkes; 1985/86 Mitbegründer der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM); 1986-1989 Mitherausgeber und Autor mehrerer illegaler Samisdat-Publikationen, u.a. „grenzfall“, „Spuren“ und „Ostkreuz“; 1989/90 Sprecher der IFM, Teilnehmer am Zentralen Runden Tisch, dort Mitglied in der Arbeitsgruppe „Neue Verfassung für die DDR“; 1990 Februar bis April: „Minister ohne Geschäftsbereich“ in der Übergangsregierung unter Hans Modrow; März-Oktober: Abgeordneter für Bündnis 90 in der ersten frei gewählten Volkskammer; Mitbegründer des „Kuratoriums für einen demokratisch verfassten Bund deutscher Länder“; 1990-1998 Mitglied des Deutschen Bundestages, außenpolitischer Sprecher der Abgeordnetengruppe Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied des Auswärtigen Ausschusses; 1992 Mitglied des Bundessprecherrates der Partei Bündnis 90; Befürworter der Fusion mit den Grünen; 1992-1998 Mitglied zweier Enquete-Kommissionen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur; 1995 Bundesverdienstkreuz; 1998-2003 Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt; ab 1998 Vorstandsmitglied der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur; 2003-2005 Berater der Heinrich-Böll-Stiftung für Demokratieprojekte in Russland und im südlichen Kaukasus.


Bestand
Laufzeit: 1961-2010
Umfang: 317 Bde.
Findmittel: Findbuch
Signatur: GP
Benutzungsbeschränkungen: keine

Inhalt:

1. Manuskripte und Korrespondenz

  • Von Gerd Poppe:  Manuskripte für Buchbeiträge, Reden und Vorträge, 1983-2001
  • Von Dritten: Sascha Anderson, Franz Fühmann, Frank-Wolf Matthies, Detlef Opitz, Rolf Schälike, Dieter Schulze, 1977-1985

2. Korrespondenz: Eingaben und Beschwerden wegen Festnahmen, Hausdurchsuchungen, abgelehnten Reisen und Ordnungsstrafen nach Schriftstellerlesungen in der Wohnung, weitere Korrespondenz, 1961-2007

3. Persönliche Unterlagen: Festschriften für Gerd Poppe zum 50. und 60. Geburtstag („Gesteinssammlung“ und „Zuneigungen“), 1991 und 2001; Ehrungen und Verträge, 1994-1996

4. Arbeitsunterlagen/Thematische Sammlungen:

  • DDR-Friedens- und Oppositionsbewegung: Frauen für den Frieden, hier besonders Verhaftung von Ulrike Poppe 1983, Proteste gegen die Relegation von Schülern der Carl-von-Ossietzky-Schule Pankow, blockübergreifende Kontakte der Friedensbewegung, Initiative Frieden und Menschenrechte, Demonstrationen gegen Wahlbetrug, Treffen mit dem Dalai Lama in Ost-Berlin, Redaktionsunterlagen zur Samisdat-Zeitschrift „Ostkreuz“, Reader aus kirchlichen Friedens- und Umweltgruppen, 1963-1990
  • Zentraler Runder Tisch: Unterlagen zu den Sitzungen und zur Arbeitsgruppe „Neue Verfassung für die DDR“, 1989-1990
  • Mitglied des letzten Ministerrates der DDR: Beschlüsse und Verfügungen, Protokolle, Korrespondenz und Vorlagen sowie persönliche Aufzeichnungen von Gerd Poppe zu einzelnen Sitzungen des Ministerrates, 1990
  • Volkskammer der DDR: Unterlagen aus der Tätigkeit als Abgeordneter der Fraktion Bündnis 90/Grüne/UFV und als Mitglied verschiedener Ausschüsse, darunter des Auswärtigen Ausschusses, 1990
  • Bundestagsgruppe Bündnis 90/Grüne (1990-1994) und Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen (1995-1998): Arbeitsunterlagen zu verschiedenen Schwerpunkten, darunter: Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG),  Unrechtsbereinigungsgesetze, Umgang mit DDR-Unrecht und der kommunistischen Vergangenheit in Osteuropa, Bereich Kommerzielle Koordinierung (KoKo), Überprüfung von Abgeordneten und im Öffentlichen Dienst auf Zusammenarbeit mit dem MfS, Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR, Wirtschafts- und Sozialpolitik, Verfassungsdebatte, Unterlagen aus der Tätigkeit auf dem Gebiet der Außenpolitik, Verjährung von SED-Unrecht, Rechtsstellung der Abgeordneten, Stasi-Akten und NS-Verbrechen, Verjährungsfristen, Aufbau Ost, Deutschlandpolitik der Grünen
  • Öffentliche Tätigkeit: Forum zur Aufklärung und Erneuerung, 1992-1993, Kuratorium für einen demokratisch verfassten Bund deutscher Länder, 1990-1885
  • Enquetekommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“: öffentliche und nicht öffentliche Anhörungen, 1992-1994
  • Thematische Materialsammlungen: Die Grünen und die DDR, Osteuropa, Verband ehemaliger Rostocker Studenten, SED-PDS, Evangelische Kirche in der DDR, Wahlen (Volkskammerwahl 1990, Bundestagswahlen 1990 und 1994, Europawahlen 1994, Landtagswahlen 1994), Aufarbeitungsinitiativen, MfS und Akteneinsicht, bundesdeutsche Politiker und ihre SED- und MfS-Kontakte, Literarische Texte, 1964-1988 (u. a.: Wolf Biermann, Adolf Endler, Elke Erb, Jan Faktor, überwiegend Autorinnen und Autoren, die auch Gäste bei von Ulrike und Gerd Poppe in der Wohnung veranstalteten Lesungen waren), Prager Frühling 1968, Sammlungen zu Personen: Robert Havemann, Jürgen Fuchs, Petra Kelly
  • Sammlungen: Samisdat der DDR-Opposition, Pressesammlungen

     

Zu den online recherchierbaren Verzeichnungseinheiten des Bestands

Poppe, Ulrike

Lebensdaten

Geb. 1953 in Rostock; 1971-1973 Studium der Kunsterziehung und Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin, Abbruch des Studiums aus politischen Gründen, danach Hilfserzieherin in einem Durchgangsheim für Kinder und Jugendliche, Hilfspflegerin in der Psychiatrischen Klinik der Charité; 1976-1988 Assistentin am Museum für Deutsche Geschichte in Berlin; 1980 Gründung des ersten unabhängigen Berliner Kinderladens in der Husemannstraße 14 im Prenzlauer Berg; 1982 Mitbegründerin der Gruppe „Frauen für den Frieden“; 1983/84 Untersuchungshaft (6 Wochen) wegen „landesverräterischer Nachrichtenübermittlung“; 1985 Mitglied der Initiative Frieden und Menschenrechte; ab 1983 Vertreterin von Frieden konkret; 1987/88 Berlin-Brandenburger Regionalvertreterin im Fortsetzungsausschuss von Frieden konkret; 1987-1989 Mitarbeit in der Initiative Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung; September 1989 Mitbegründerin von Demokratie Jetzt (DJ); 1989-1991 Mitglied des DJ-Sprecherrates; Teilnehmerin am Zentralen Runden Tisch; 1990 Mitarbeiterin in der Volkskammerfraktion Bündnis 90; seit 1992 Studienleiterin an der Ev. Akademie Berlin-Brandenburg; 1995 Bundesverdienstkreuz; 2000 Gustav-Heine-Mann-Preis; mehrere Veröffentlichungen, seit 2009 Brandenburger Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur.
 
Bestand

Laufzeit: 1972-1999
Umfang: 3,7 lfm bzw. 120 Bde., 3 Ab.
Findmittel: Initiates file downloadFindbuch
Signatur: UP
Benutzungsbeschränkungen: keine
Inhalt: Notizen und Manuskripte (1983-1990); Korrespondenz (1979-1995); Lebensdokumente (1978-1990); Berufliche Arbeitsunterlagen (1972-1978); thematische Sammlungen/Arbeitsunterlagen aus der politischen Tätigkeit bis 1989, darunter: Frauen für den Frieden, Kinderladen Husemannstraße 14, Kontakttelefon, Frieden konkret, Arbeitskreis Solidarische Kirche, Friedensseminare/Friedensdekaden, Olof-Palme-Friedensmarsch 1987, Ev. Kirche (u.a. zum Verhältnis Kirche und Gruppen), Ost-West-Kontakte (u.a. Die Grünen), Relegierung von Schülern an der Carl-von-Ossietzky-Schule 1988, Kommunalwahl 1989, Materialsammlungen zu verschiedenen Themen (u.a. Ausreise, Iran/Irak-Krieg, Menschenrechte, Osteuropa, Umwelt, Wehrdienst); thematische Sammlungen/Arbeitsunterlagen aus der politischen Tätigkeit ab Herbst 1989, darunter: Demokratie Jetzt, Zentraler Runder Tisch, Neues Forum, Haus der Demokratie Berlin, Volkskammer der DDR, MfS-Auflösung/DDR-Aufarbeitung, Bündnis 90; Materialsammlungen, u.a. zu Frauen, Bildung/Erziehung; Tagungs- und Veranstaltungsunterlagen; Studien/ wissenschaftliche Aufsätze; Samisdat aus der DDR/kirchliche Grauschriften.

Zu den online recherchierbaren Verzeichnungseinheiten des Bestands

Pulz, Christian

Lebensdaten

Geb.1944 in Plauen; Mitbegründer der Schwulenbewegung; 1961-1963 Vorschule für kirchlichen Dienst in Moritzburg; 1963-1967 Theologisches Seminar in Leipzig; 1967-1970 Ausbildung zum Buchhändler; 1970-1984 in verschiedenen Verlagen und Buchhandlungen tätig; 1982 Gründung des ersten Arbeitskreises Homosexualität der ESG Leipzig; 1982 Übersiedlung nach Berlin; 1983 Gründung einer informellen Schwulengruppe im kirchlichen Rahmen in Kontakt mit Rainer Eppelmann, erster öffentlicher Auftritt einer Schwulengruppe in der DDR bei der Berliner Friedenswerkstatt, erstmalig öffentliche Ehrung der homosexuellen NS-Opfer im KZ Sachsenhausen durch diese Gruppe; Gründung des Arbeitskreises „Homosexualität - Schwule in der Kirche“; 1984-1990 Sozialfürsorger; 1984-1989 Bearbeitung durch das MfS im OV „Orion“ wegen politischer Untergrundtätigkeit; 1985 Herausgeber eines Info-Briefes „Schwule in der Kirche“; Organisator schwuler Basistreffen, Aufbau einer schwulen Bürgerrechtsbewegung in enger Kooperation mit der Friedensbewegung; 1986-1990 Fernstudium Sozialfürsorge in Potsdam; 1985-1990 Mitglied der Ost-CDU; 1990 Beitritt zum Bündnis 90, bis 1995 jugendpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus; „Buchhandlung 89“ in der Gedenkstätte Hohenschönhausen in Berlin.

 
Bestand

Laufzeit: 1965-1987
Umfang: 6 Bde.
Findmittel: Findbuch
Signatur: Pul
Benutzungsbeschränkungen: keine
Inhalt: Aufzeichnungen (1965/66, 1983); Manuskripte Dritter; Korrespondenz (1982-1985); Arbeitsunterlagen/thematische Sammlungen: Gruppe „Schwule in der Kirche“, Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe bei der Bekenntnisgemeinde Berlin-Treptow, Unterlagen weiterer homosexueller Arbeitskreise und -gruppen; Samisdat aus der DDR.

Pump, Detlef

Lebensdaten

Geb. 1954 in Perleberg; 1971-1973 Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenmonteur im VEB Carl Zeiss Jena; April 1978 Einberufung zum Wehrdienst; Mai 1978-November 1979 Haft wegen Wehrdienstverweigerung; Juli 1981 Ausreise nach West-Berlin; seit 1982 Werkzeugjustierer bei BMW.

Bestand

Laufzeit: 1977-1982
Umfang: 1 Bd.
Findmittel: Findbuch
Signatur: DP
Benutzungsbeschränkungen: keine
Inhalt: Dokumente zur Wehrdiensttotalverweigerung, u.a. Anzeige, Vernehmungsprotokolle (Kopien aus dem Militärarchiv Freiburg/Bundesarchiv).




Kontakt

Robert-Havemann-Gesellschaft e.V.
Archiv der DDR-Opposition
Ruschestraße 103
10365 Berlin

Rebecca Hernandez-Garcia
r.garcia(at)havemann-gesellschaft.de

Öffnungszeiten Archiv

Öffnungszeiten nach Absprache:

Montag, Donnerstag, Freitag 9 bis 16 Uhr
Mittwoch 9 bis 20 Uhr

Termin- oder Nutzungsanfragen richten Sie bitte per Mail oder Telefon an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es gilt die Pflicht einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.

Allgemeine Nutzungsbedingungen

> Benutzungsordnung

> Gebührenordnung