Neben den Schriftgutbeständen mit den Überlieferungen von Gruppen, Initiativen und Vereinigungen der Oppositions- und Bürgerbewegung der DDR sind die persönlichen Archivbestände und Nachlässe von besonderer Bedeutung und Aussagekraft. Von den hier aufgeführten Beständen sind nur einige wenige noch nicht erschlossen. Zu finden sind hier Nachlässe und persönliche Archivbestände von bekannten Persönlichkeiten, wie Robert Havemann, Wolfgang Ullmann, Gerd und Ulrike Poppe, Roland Jahn, Heiko Lietz, Wolfgang Templin, Bärbel Bohley und Marianne Birthler, sowie Bestände von unbekannteren Personen, die oftmals nur einen bis einige wenige Bände bzw. Dokumente enthalten. In ihrer Gesamtheit zeigen diese Bestände ein breites Bild von oppositionellem und widerständigem Handeln in der DDR.
Lebensdaten
DDR-Opposition, Drucker, Layouter, Fotograf und Reisender; Geb. 1951 in Greifswald; 1967-1973 Buchdrucker, Schlosser, Soldat, Buchverkäufer; 1973-1976 Umzug nach Jena, Wäschereiarbeiter, Fräser, beteiligt am Arbeitskreis für Literatur und Lyrik in Jena, nach dessen Verbot Gründung einer Theatergruppe und politischer Selbstbildungszirkel; 1976 Verhaftung nach Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns, Verurteilung wegen „staatsfeindlicher Gruppenbildung im schweren Fall“; 1977 nach neun Monaten Haft ausgebürgert, Drucker in West-Berlin; 1980 erste Fotografien für „taz“ und „Stern“; 1982 Ausstellung „Aus der Traum?“ gemeinsam mit Ivan Kyncl, Galerei 70, Berlin; 1983 Fotoausstellung im Kunstamt Köln und Ausstellung von Theaterfotografien in der Freien Volksbühne Berlin zu einer Aufführung des Teatr Dramatycne Warschau von „Pieszo“ – „Zu Fuß“ von Slawomir Mroszek; 1984 Ausstellung „Mit eigenen Augen“ in Kraków und eine Fotoschau Berlin Ost – Berlin West in Montpellier; 1984-1988 Reportagen über Kohlenträger, Leichenwäscher, Gefängniswärter, Gerichtsvollzieher; 1985 Ausstellung der Stipendiaten des Senators für Kulturelle Angelegenheiten in Berlin; 1989 Reportage über den letzten Parteitag der SED; 1990-1993 Arbeit im BasisDruck Berlin; 1992/93 Fotoreportagen über die Hungerkatastrophe in Somalia; 1993 Ausstellung „Erde in ihnen“, Fotografien aus Somalia im Ausstellungszentrum am Fernsehturm, Berlin; 1994 und 1997 Fotoreportagen in Bangladesch, Indien, Kaschmir, Meghalaya; ab 2002 Portugal, dort die Umweltbewegung Terra Queimada gegründet.
Bestand
Laufzeit: 1951-2001
Umfang: 3 Bde.
Signatur: MBe
Findmittel: Findbuch
Inhalt:
Lebensdokumente: Dokumente zur Ausbildung (Zeugnisse u. a.), berufliche Unterlagen (Arbeitsverträge, Beurteilungen), Unterlagen zur Einbürgerung (Ausweis für Vertriebene und Flüchtlinge, Laufzettel u. a.), Arresteinlieferungsschein aus der Zeit als Wehrdienstleistender; Manuskripte und Ausstellungskatalog; Korrespondenz: Briefe, geschrieben während der Zeit bei der NVA und während der Haft; Briefwechsel des Rechtsanwaltes Wolfgang Schnur mit dem Staatsanwalt des Bezirkes Gera u. a.
Lebensdaten
Geb. 5. Januar 1950 in Bernsbach (Kreis Aue); 1966-1969 Ausbildung zum Gärtner mit Abitur im VEB Gartenbau Meilitz/Elster; 1969-1974 Studium der Mathematik an der Bergakademie in Freiberg; 1974-1985 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Programmierer im Rechenzentrum der Hochschule für Ökonomie in Ost-Berlin, nach Berufsverbot bis 1989 Hilfspfleger in der ev. Stephanus-Stiftung in Ost-Berlin; ab 1968 Aktion Sühnezeichen und Ev. Studentengemeinde; ab 1969 Begegnungsarbeit mit Polen, zunächst in „Polenseminaren“ im Rahmen der katholischen Kirche Magdeburg, ab 1985 als „Anna-Morawska-Seminare“ bei der Aktion Sühnezeichen; ab Ende der 1970er Jahre Kontakte zur polnischen Opposition, darunter zu Jacek Kuron und weiteren Mitgliedern der Gruppen KOR (Komitee zur Verteidigung der Arbeiter), und Wolno?? i Pokój (Freiheit und Frieden); Übersetzung und Verbreitung politischer Texte aus Polen und polnischer Literatur; ab 1975 Engagement in verschiedenen Friedens- und Menschenrechtsgruppen wie Arbeitskreis Solidarische Kirche, Initiative Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung (IAPPA), Initiative Frieden und Menschenrechte; Organisation von Lesungen in privaten Wohnungen, Mitherausgeber der Samisdatzeitschrift „radix-blätter“; 1984 Verweigerung des Wehrdienstes als Reservist; ab 1985 Anna-Morawska-Seminar; 1986 Brief an die ev. Bischöfe in West- und Ost-Berlin mit der Mahnung, an der Perspektive der Einheit festzuhalten und Todesopfer sowie Kontakt- und Einreiseverbote nicht hinzunehmen, Mitbegründer der Initiative Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung; 1987 Mitinitiator des Antrags auf „Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung“ an die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg vom 24. bis 28. April 1987 und an die Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen vom 18. bis 22. September 1987; 1989 Mitbegründer der Kreisau-Initiative Berlin, Mitbegründer von Demokratie Jetzt; 1990 Gründung der Stiftung für Europäische Verständigung, Mitglied des Stiftungsrates, am Aufbau der heutigen Jugendbegegnungsstätte in Kreisau beteiligt; 1991 Referent der Ministerin für Bildung, Jugend und Sport in Brandenburg; 1991-1995 Überprüfungsausschuss der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg zur Aufarbeitung der Stasi-Problematik; ab 1992 Studienleiter mit dem Schwerpunkt Ostmitteleuropa bei der Ev. Akademie Berlin-Brandenburg; ab 1993 Vorstandsmitglied der Kreisau-Initiative Berlin e.V.; 1993-1998 Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung für Europäische Verständigung; darüber hinaus: Mitglied im Stiftungsrat der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswiecim (KZ Auschwitz-Birkenau) und im Fachbeirat Europa der Heinrich-Böll-Stiftung;
Gestorben am 3. Mai 2011 in Berlin
Bestand
Laufzeit: 1966-2012
Umfang: 219 Bände, 4 Ordner, 11 Archivboxen, 1 Grafikmappe
Findmittel: Findbuch
Signatur: LM
Benutzungsbeschränkungen: Sperrung einiger Bände mit Unterlagen zu Dritten
Inhalt:
Lebensdaten
Geb. 1959; 1975-1978 Berufsausbildung als Baufacharbeiterin mit Abitur in Plauen, dabei erste Kontakte zu kirchlichen Kreisen, Mitarbeit in der Teestube der Inneren Mission Chemnitz und bei der Organisation der „Trampertreffen“ (Blues in der Kirche u.ä.) in Chemnitz; 1978 Studienbeginn in Wismar, Mitglied in der ESG; 1984 Abschluss des Studiums und Rückkehr nach Chemnitz; 1985 Dipl.-Ing. im Baubüro des Diakonischen Werkes in Berlin; erste Kontakte zu Friedenskreisen; ab 1988 Mitarbeit in verschiedenen Friedensgruppen, z.B. Arbeitskreis Recht und Justiz bei der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM); Mai 1989 Gruppe zur Aufklärung der Wahlfälschung der Wahlen vom 7. Mai 1989 (Mitherausgeberin des „Wahlfalls“); ab Oktober 1989 Kontakttelefongruppe in der Gethsemane-Gemeinde Berlin; ab Januar 1990 AG Wahlgesetz des zentralen Runden Tisches; Januar-Februar 1990 Aufbau des Hauses der Demokratie in Berlin für die IFM; 1990 Mitarbeit in verschiedenen Wahlkommissionen der DDR; bis September 1991 erwerbslos; ab September 1991 Mitarbeit in einem Architekturbüro in Kreuzberg; ab August 1992 selbständig mit eigenem Planungs- und Sachverständigenbüro für Bauwesen; 1993-1998 Betroffenenvertretung des Sanierungsgebietes Winsstraße/ Prenzlauer Berg; Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen; Sachverständige für den bundesweit arbeitenden gemeinnützigen Verein „Bauherrenschutzbund“.
Bestand
Laufzeit: 1978-1995
Umfang: 1,0 lfm bzw. 31 Bde.
Erschließungszustand: erschlossen
Findmittel: Findbuch
Signatur: KM
Benutzungsbeschränkungen: keine
Inhalt:
Korrespondenz (1978-1992), darunter Briefe und Karten von Freunden und Bekannten aus der Tramper- und Kunstszene der DDR; Unterlagen aus der politischen Tätigkeit: Initiative Frieden und Menschenrechte (1989-1991); Koordinierungsgruppe Wahlen (zur Aufklärung der Fälschung der Kommunalwahlen vom 7. Mai 1989); verschiedene Dokumente aus der DDR-Opposition/Herbst 1989 (1989-1990); Wahlbündnisse zur Volkskammerwahl, zur Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses und zur Bundestagswahl 1990, Wahlanalysen; Arbeitsgruppe Wahlgesetz des Zentralen Runden Tisches (1989-1990; 1993); Wahlkommissionen der DDR (1990): Volkskammerwahl, Kommunalwahlen und Landtagswahlen; Schriftgut des Landesverbandes Berlin von Bündnis 90.
Zu den online recherchierbaren Verzeichnungseinheiten des Bestands
Lebensdaten
Geb. 1965 in Gera, 1977 Umzug der Familie nach Berlin, während der Berufsausbildung als Aufnahmeleiter/Wirtschaftskaufmann beim DDR-Fernsehen; diverse politische Differenzen mit der Folge, dass nach dem Berufsabschluss für zwei Jahre die Tätigkeit in einer kleinen Steinmetzfirma in Friedrichshagen aufgenommen werden musste; danach Bühnentechniker und Fotograf. In den 1980er Jahren in Ost-Berliner Oppositionsgruppen aktiv, darunter: Friedenskreis PRO und Wühlmaus. Ab 1989 eigene Ausstellungen, seit 1997 freiberuflicher Fotograf.
Bestand
Laufzeit: 1981-1990
Umfang: 6 Bde.
Findmittel: Findbuch
Signatur: MeJ
Benutzungsbeschränkungen: keine
Inhalt:
Lebensdaten
Geb. 1969; Studium Politikwissenschaft, Philosophie und Kunst in Madrid, Salamanca, Mannheim,West-Berlin; Dissertation: „Die Arbeit von amnesty international zur DDR 1961-1989“, FU Berlin 2001; seit Mai 2002 Vorstandsmitglied von amnesty international (ai), seit 2004 Vorstandssprecherin der deutschen ai-Sektion.
Bestand
Laufzeit: 1961-2000
Umfang: 58 Bde. bzw. 2,3 lfm
Erschließungszustand: erschlossen
Findmittel: Findbuch
Signatur: AM
Benutzungsbeschränkungen: für personenbezogene Dokumente ehemaliger politischer Gefangener
Inhalt:
Von Anja Mihr im Rahmen ihres Forschungsprojektes „Die Arbeit von amnesty international zur DDR – ein Beitrag für die Menschenrechte 1961-1989“ zusammengetragene Dokumente (Kopien):
Lebensdaten
Geb. 1955 in Bünde/Westfalen geboren, gest. 2008 in Riga, engagierte sich bereits als Schüler in der westdeutschen Friedensbewegung; Studiums an der Universität Bielefeld, Mitglied des Allgemeinen Studentenausschusses, Friedensbewegung , KPD Bielefeld; ab Ende der 1970er Jahre Gründungsmitglied Die Grünen; 1980er Jahre Tätigkeit für den Landesverband Nordrhein-Westfalen, Schwerpunkt westdeutsche Friedensbewegung zu den osteuropäischen Partnern, besonders zur DDR; Engagement für blockübergreifende Kampagnen wie „100.000 Partnerschaften West-Ost“; 1990 maßgeblich an den Verhandlungen der westdeutschen Grünen mit den ostdeutschen Bürgerbewegungen und Parteien zur Bildung einer gemeinsamen Liste zur Bundestagswahl beteiligt; Umzug nach Berlin, Vorbereitungen zur Gründung der Partei Bündnis 90; 1990 bis 1998 Redakteur der Zeitung „Bündnis 2000”, das 1994 in „Forum Bürgerbewegung" umbenannt wurde; 1994 bis 1998 Vorstandsmitglied des Vereins „Haus der Demokratie”; Konzeption, Koordination und Moderation verschiedener Runder Tische, darunter den Runden Tisch Bündnis 90 und den Runden Tisch zur Nachhaltigen Entwicklung in Berlin und Brandenburg; ab 1995 Chefredakteur der Zeitschrift „Zukünfte”; 1999 Umsetzung der Kampagne „50 Jahre Grundgesetz - Die Bürgergesellschaft lebt“; 2002 Koordination in Kooperation mit verschiedenen zivilgesellschaftlichen Initiativen und Organisationen die „Bündnisinitiative für einen Bürgerhaushalt in Berlin”; seit 2003 Mitglied im Koordinierungsausschuss des „Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement“; 2004 Chefredakteur der Zeitschrift für direkte Demokratie; 2006 bis 2008 Vorstand von Mehr Demokratie e.V.; ab April 2008 Referent für Bürgerbeteiligung und Demokratieentwicklung in der Stiftung Mitarbeit; 2008 während einer Dienstreise in Riga verstorben.
Bestand
Laufzeit: 1955-2008
Umfang: 19 lfm. bzw. 342 Bde., 15 Ab., 3 Od.
Erschließungszustand: erschlossen
Findmittel: Findbuch
Signatur: EOM
Benutzungsbeschränkungen: keine
Inhalt:
Zu den online recherchierbaren Verzeichnungseinheiten des Bestands
Robert-Havemann-Gesellschaft e.V.
Archiv der DDR-Opposition
Ruschestraße 103
10365 Berlin
Rebecca Hernandez-Garcia
r.garcia(at)havemann-gesellschaft.de
Öffnungszeiten nach Absprache:
Montag, Donnerstag, Freitag 9 bis 16 Uhr
Mittwoch 9 bis 20 Uhr
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